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eröffnete gerichtliche Untersuchung verwickelt und mit Verhaftung bedroht<br />

wurde. Dieser Verhaftung entzog ich mich durch die Flucht, und wenige Tage<br />

nachher wurde der Steckbrief gegen mich erlassen („Kölnische Zeitung"<br />

vom 1., 2. oder S.Oktober) 1, wodurch meine Eigenschaft als politischer<br />

Flüchtling konstatiert wird. Ich erbiete mich, nötigenfalls diesen Steckbrief<br />

der Tit. Direktion im Abdruck beizubringen.<br />

In der Schweiz angekommen, habe ich es vorgezogen, die Gastfreundschaft<br />

des Kantons und der Stadt Bern eher als eines andern Ortes in Anspruch<br />

zu nehmen,<br />

1. weil Bern weit genug von der deutschen Grenze entfernt liegt, um den<br />

deutschen Behörden allen Vorwand zu benehmen, die schweizerische Regierung<br />

mit Reklamationen und Behauptungen zu behelligen, als mißbrauche<br />

ich das Asylrecht durch inzendiäre Umtriebe etc.;<br />

2. weil gerade jetzt Bern mir Gelegenheit gibt, in der Tätigkeit der schweizerischen<br />

Bundesversammlung die praktische Wirksamkeit einer Verfassung<br />

zu studieren, aus welcher Deutschland jedenfalls manches lernen kann, besonders<br />

zu einer Zeit, wo das deutsche Volk in den Fall kommen kann, sich<br />

eine in dieser oder jener Beziehung ähnliche Verfassung zu geben.<br />

Ich vermute, daß mein Exil von nicht zu langer Dauer sein wird, denn abgesehen<br />

von der geringen Aussicht auf die Stabilität der gegenwärtigen Ordnung<br />

der Dinge in Preußen, habe ich allen Grund, ein freisprechendes Urteil<br />

von den Geschwornen in Köln zu erwarten und habe durch meine Flucht<br />

hauptsächlich nur bezweckt, mich einer langwierigen Untersuchungshaft zu<br />

entziehen. Ich glaube demnach, schon mit dem nächsten Frühjahr in mein<br />

Vaterland zurückkehren zu können.<br />

Was meine Existenzmittel betrifft, so sind sie vollkommen gesichert, wie<br />

ich nötigenfalls nachweisen kann.<br />

Ich schließe, ebenfalls nach Anweisung des Paßbüros, den Paß bei, welchen<br />

mir die Französische Provisorische Regierung auf Verlangen ausfertigen ließ,<br />

als ich im Monat April d. J. aus Paris in meine Heimat zurückkehrte, und welcher<br />

mir von Köln aus nachgeschickt wurde.<br />

Ich ergreife diese Gelegenheit, um die Tit. Direktion meiner ausgezeichneten<br />

Hochachtung zu versichern.<br />

Friedrich Engels<br />

Bern, Postgasse Nr. 43 B. bei<br />

Herrn Haeberli, den 15.November 1848<br />

Nach der Veröffentlichung des<br />

Marx-Engels-Lenin-Instituts,<br />

Moskau 1935.

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