06.07.2013 Aufrufe

Seite 351

Seite 351

Seite 351

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Inzwischen erholte sich die östreichische Regierung wieder. Während das<br />

angeblich verantwortliche Ministerium in Wien ohnmächtig blieb, erhob sich<br />

die Kamarilla des Innsbrucker Hofs um so mächtiger, gestützt auf die kaiserliche<br />

Armee in Italien, auf die nationalen Gelüste der Tschechen, Kroaten und<br />

Serben, auf die verstockte Borniertheit der ruthenischen [206] Bauern.<br />

Am 17. Juni brach die serbische Insurrektion im Banat und der Bäcska los,<br />

aufgehetzt durch Geld und Emissäre Vom Hof. Am 20. hatte Jellachich Audienz<br />

beim Kaiser in Innsbruck und wurde wieder zum Ban ernannt. Nach<br />

Kroatien zurückgekehrt, kündigte Jellachich dem ungarischen Ministerium<br />

den Gehorsam auf und erklärte ihm am 25. August den Krieg.<br />

Der Verrat der habsburgischen Kamarilla lag offen am Tage. Nochmals<br />

versuchten die Ungarn, den Kaiser auf den konstitutionellen Weg zurückzubringen.<br />

Sie sandten eine Deputation von 200 Reichstagsmitgliedern nach<br />

Wien; der Kaiser antwortete ausweichend. Die Aufregung wuchs. Das Volk<br />

verlangte Garantien und erzwang eine Minister Veränderung. Die Verräter,<br />

die auch im Pesther Ministerium saßen, wurden entfernt und Kossuth am<br />

20.September zum Ministerpräsidenten ernannt. Aber schon vier Tage darauf<br />

entfloh der Stellvertreter des Kaisers, der Palatin Erzherzog Stephan, nach<br />

Wien, und am 26. erläßt der Kaiser das bekannte Manifest an die Ungarn,<br />

worin er das Ministerium als rebellisch absetzte, den Magyarenfresser Jellachich<br />

zum Gouverneur von Ungarn ernannte und die wesentlichsten revolutionären<br />

Eroberungen Ungarns antastete.<br />

Das Manifest, von keinem ungarischen Minister kontrasigniert, wurde von<br />

Kossuth für null und nichtig erklärt.<br />

Inzwischen war Jellachich, begünstigt durch die Desorganisation und<br />

Verräterei, die in dem ganzen nominellen ungarischen, aber in Wirklichkeit<br />

altkaiserlichen Offizierkorps und Generalstab herrschte, bis Stuhlweissenburg<br />

vorgedrungen. Dort schlug ihn das ungarische Heer, trotz seinen verräterischen<br />

Führern, und trieb ihn auf östreichisches Gebiet bis unter die Mauern von<br />

Wien. Der Kaiser und der alte Verräter Latour beschließen, ihm Verstärkung<br />

zu senden und Ungarn mit deutschen und slawischen Truppen wieder zu erobern.<br />

Da bricht die Wiener Revolution vom 6. Oktober aus und setzt den<br />

kaiserlich-königlichen Projekten vorderhand ein Ziel.<br />

Kossuth zieht den Wienern sogleich mit einem magyarischen Korps zur<br />

Hülfe. An der Leitha halten ihn die Unschlüssigkeit des Wiener Reichstags<br />

und die Verräterei seiner eigenen Offiziere sowie die schlechte Organisation<br />

seines größtenteils aus Landsturm bestehenden Heeres vom sofortigen Einrücken<br />

ab. Ersieht sich endlich genötigt, ein paar Schock Offiziere arretieren,<br />

nach Pesth abführen und einige erschießen zu lassen, und wagt nun den

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!