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— 412 —<br />

»Nein, nein! Das verhüte Gott! Sie stand <strong>als</strong> Hausmädchen<br />

in meinen Diensten.«<br />

»Deshalb hat sie so zarte Finger!« sagte Nobody zu sich<br />

selber, laut aber: »Kannten gnädige Frau die Eltern der Toten?«<br />

»Ja, sehr gut! Es wird mir schwer werden, ihnen den Tod<br />

ihres einzigen Kindes mitteilen zu müssen. Es sind so arme,<br />

aber rechtschaffene Leute. Doch was ist Ihnen? Warum seufzen<br />

Sie so?«<br />

»Ach,« schluchzte Nobody, »ich sollte mich ja eigentlich<br />

freuen, daß sie es nicht ist – meine Tochter nämlich, die <strong>im</strong><br />

3. Lebensjahre spurlos verschwand – aber –«<br />

Die Alte konnte nicht weitersprechen, verbarg das faltenreiche<br />

Gesicht in den runzligen Händen und weinte still vor<br />

sich hin. Merkwürdigerweise sprach ihr die vornehme Dame<br />

keinen Trost zu, schien vielmehr recht ungeduldig zu sein.<br />

»Verzeihen Sie, Mutter!« sagte sie endlich. »Die Morgue<br />

wird bald geschlossen werden – Sie verstehn – ich bedaure<br />

Sie ja sehr – doch – hat man bei der Toten nicht irgend etwas<br />

gefunden, was ich den unglücklichen Eltern <strong>als</strong> letztes<br />

Andenken übergeben könnte? Vielleicht ein Schmuckstück?<br />

Ein Medaillon? Wenn nicht, müßte ich mich freilich mit einer<br />

Haarlocke begnügen.«<br />

Sofort zeigte Nobody die Silberkapsel, sah, wie die Augen<br />

der Kreolin be<strong>im</strong> Anblick derselben aufleuchteten, erwiderte<br />

aber ruhig, mit nur noch etwas zitternder St<strong>im</strong>me: »Dieses<br />

Büchschen trug die Tote an einer Schnur um den H<strong>als</strong>!«<br />

»Sie wollen es mir überlassen?« fragte jene hastig, schon<br />

die Hand vorstreckend.

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