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Bildungsziel: Bürger - Theodor-Heuss - Kolleg

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d<br />

Für den Begriff „Kultur“ gibt es verschiedene Definitionen. Wir beschränken uns hier auf eine<br />

Definition, die Kultur als tradiertes kollektives Orientierungssystem beschreibt, das die Lebens-<br />

weise und Deutungsmuster einer Nation, Gesellschaft oder Gruppe beeinflusst. Die sich aus dem<br />

System entwickelnden Kulturstandards helfen den Mitgliedern der Kultur bei der Bewertung von<br />

Handlungen, Wahrnehmungen und Denkweisen und geben vor, was als normal und akzeptabel<br />

in der Kultur gilt. Eigenes und fremdes Verhalten wird auf der Grundlage dieser Kulturstandards<br />

beurteilt und reguliert. Nur in der Begegnung mit Individuen, die sich nach einem anderen Norm-<br />

system verhalten, wird uns der Sachverhalt unserer eigenen Kultur bewusst.<br />

Kulturen beschreiben Lebenswelten, die nicht an Ethnien oder Nationen gebunden sind. Sie sind<br />

unabhängig von Sprach- und Landesgrenzen und sind nicht automatisch identisch mit Völkern<br />

oder Volksgruppen. So gibt es auch innerhalb eines Staates oder einer Nation verschiedene Kul-<br />

turen, die meist als Teil- oder Subkulturen bezeichnet werden. Kulturen verändern sich darüber<br />

hinaus: sie sind unabgeschlossen, prozesshaft und uneinheitlich. Ein Individuum kann gleichzei-<br />

tig verschiedenen Kulturgemeinschaften angehören.<br />

Ä n g s t e u n d B e d ü r f n i s s e i n d e r B e g e g n u n g m i t F r e m d e m<br />

Gerade wenn wir in der Fremde und mit fremden Menschen zusammenkommen, spielen Ängste<br />

und Bedürfnisse eine entscheidende Rolle: die Angst vor dem Unbekannten resultiert aus un-<br />

serem Bedürfnis nach Gewissheit, die Angst, beurteilt zu werden, aus unserem Bedürfnis nach<br />

Anerkennung. Sie zu negieren hat zur Folge, dass sie den Ablauf der Begegnung bestimmen.<br />

Wir werden zuerst unbewusst Gründe suchen, wieso wir Angst vor diesem Unbekannten haben<br />

müssen, wieso wir vorsichtig im Umgang mit ihm sein sollen und wieso uns das Gegenüber in<br />

eine Schublade gesteckt hat.<br />

Wie können wir weg von einer Beurteilung und hin zu einer vertieften Wahrnehmung unserer<br />

Bedürfnisse gelangen? Indem wir unsere Gefühle zulassen und lernen, sie in die Begegnung mit<br />

einzubringen. Ängste können somit als Bedürfnisse formuliert werden. Unserem Gegenüber hel-<br />

fen wir damit, sich so zu verhalten, dass ein gemeinsames Wohlgefühl in der Zusammenarbeit<br />

entsteht.<br />

K u l t u r d i m e n s i o n e n<br />

In Trainings zur Interkulturellen Kommunikation geht es nicht in erster Linie darum, einzelne<br />

Länderwerte zu vermitteln, sondern die Dimensionen kultureller Differenz selbst bewusst zu ma-<br />

chen. Ziel ist nicht Verhaltenssicherheit durch Kenntnis des Anderen, sondern eine Sensibilisie-<br />

rung auf mögliche Differenzen, die in der kulturellen Begegnung nicht aufgelöst werden können,<br />

sondern ausgehalten werden müssen. Diese Erkenntnis bietet nicht mehr Sicherheit, sondern<br />

vermindert die Gewissheit, den anderen richtig verstanden zu haben. Diese Verhaltensverunsi-<br />

cherung ist eine wichtige Voraussetzung einer gelungenen Kommunikation.<br />

Hofstede (1993) unterscheidet die Dimensionen:<br />

▪ Machtdistanz (groß – klein)<br />

▪ Kollektivismus – Individualismus<br />

▪ Maskulinität – Femininität<br />

▪ Unsicherheitsvermeidung (stark – schwach)<br />

1 1 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen

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