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Bildungsziel: Bürger - Theodor-Heuss - Kolleg

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R e f l e x i o n<br />

Die zweite Funktion baut darauf auf. Anhand der Reflexion des eigenen Handelns nach Beendi-<br />

gung des Spiels soll Verständnis für die „Mühen der Ebene“ vermittelt werden, wie ein geflügel-<br />

tes Wort die Limitierung des eigenen Handlungsspielraumes in der politischen Praxis umschreibt.<br />

Gerade für die erfolgreiche Durchführung eines Projektes ist es notwendig, später diese Rollen-<br />

beschränkungen vorherzusehen und mit ihnen produktiv umgehen zu können.<br />

Im Idealfall bietet die Methode die Möglichkeit, die anfangs skizzierten Dimensionen des Politi-<br />

schen in komprimierter Form zu erleben. Dies in Gänze zu erreichen ist jedoch eine Zielvorstel-<br />

lung, die einen ähnlich hohen Gehalt an Utopie hat wie der Wunsch, in einer Demokratie leben zu<br />

wollen, die zu hundert Prozent den eigenen Vorstellungen entspricht. Wählt man beispielsweise<br />

ein Szenario aus, das zwar besonders realitätsnah, aber zu komplex ist, kann es sein, dass die<br />

Mehrheit der Teilnehmer nie in ihre Rolle finden wird und dies die ganze Spielzeit über als Belas-<br />

tung empfindet. Insofern kann diese Belastung allzu schnell als synonym für politische Prozesse<br />

jeder Art begriffen werden, und es wird das Gegenteil dessen erreicht, was man ursprünglich mit<br />

der Methode erreichen wollte – nachhaltig politikabstinente <strong>Bürger</strong>. Ist das Szenario jedoch zu<br />

stark simplifiziert, wird das Ziel verfehlt, prozedurale Muster realitätsnah zu simulieren. Somit<br />

kommt der Auswahl des richtigen Szenarios eine überaus hohe Bedeutung zu.<br />

S p r a c h e u n d R o l l e<br />

Zu beachten ist weiterhin, dass die Spielenden in Seminaren eventuell zum Großteil nicht Mut-<br />

tersprachler sind und sich während des Spiels mit einer Fachsprache beschäftigen müssen, die<br />

nicht unmittelbar Gegenstand des Deutschunterrichts ist. Die Erfahrung zeigt, dass vor allem<br />

diejenigen, die über sehr gute Sprachkenntnisse verfügen, es entsprechend leicht haben, sich in<br />

ihre Rollen einzufinden.<br />

A u s w e r t u n g<br />

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass der Erfolg eines Planspiels auch davon abhängt,<br />

in welcher Weise der spielerische Prozess reflektiert wird. Den Seminarleitern kommt dabei<br />

zunächst die Aufgabe zu, das Ende des Spiels deutlich zu machen und es den Teilnehmern zu<br />

ermöglichen, ihre Rollen allmählich abzulegen.<br />

In einer Auswertungsrunde sollten zudem weniger die Ergebnisse im Vordergrund stehen als die<br />

Schilderung der Teilnehmer, wie sie sich mit ihrer Rolle gefühlt haben, da die Erfahrung zeigt,<br />

dass dieses Gefühl stark divergiert und ein hoher Gesprächsbedarf entsteht, der später nicht<br />

mehr befriedigt werden kann.<br />

2 7 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen

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