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Motorkreuzer und schnelle Sportboote

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Für den echten Motorsegler gelten indes ganz andere Voraussetzungen. Hier wird keine<br />

Notbesegelung gefordert, keine Hilfeleistung bei Motorschaden wird erhofft, sondern ein<br />

wirklicher Antrieb durch den Wind wird angestrebt, allein um des Segelns willen. Nach<br />

längerer Fahrzeit unter Motor <strong>und</strong> bei günstiger Brise wird der mechanische Antrieb<br />

abgestellt, um dann, vom Winde getrieben, lautlos dahinzusegeln. Man muss dieses<br />

befriedigende Gefühl erlebt haben, um es schätzen zu können.<br />

Plant man eine Langfahrt über größere Seestrecken, so gewinnt man mit dem Besitz einer<br />

vollständigen Takelage zugleich das beruhigende Gefühl, für alle Notfälle versorgt zu sein.<br />

Doch auch der ästhetische Genuss kommt hinzu, den ein richtig betakeltes Schiff ausstrahlt.<br />

Man wird damit Herr über zwei entgegengesetzte Kräfte, nämlich über die Naturkraft<br />

Wind <strong>und</strong> über des Menschen Erzeugnis, die Maschine.<br />

Wird eine Segelyacht mit überstarker Maschinenleistung ausgerüstet, so bezeichnet man sie<br />

gern als Motorsegler. Fährt ein <strong>Motorkreuzer</strong> eine Besegelung, so wird er ebenfalls als<br />

Motorsegler bezeichnet, obwohl zwischen beiden Schiffsarten kaum irgendwelche<br />

Ähnlichkeit besteht. Keine der beiden genannten Extreme stellt einen echten Motorsegler<br />

dar, doch gibt es zwischen beiden sämtliche Übergangsstufen.<br />

Verzichtet man auf den Gedanken, eine Segelyacht oder einen <strong>Motorkreuzer</strong> in einen<br />

Motorsegler umwandeln zu wollen, so stellt sich bald von selbst heraus, dass dem<br />

Motorsegler eine echte eigene Bootsform zukommt. Ebenso erfordert ein gelungener Entwurf<br />

gewisse Proportionen zwischen Länge, Breite, Tiefgang, Ballast <strong>und</strong> Segelfläche. Einen<br />

bekannten Ausspruch leicht umwandeln, könnte man ausrufen: „An der Heckform sollst du<br />

sie erkennen!“ Es steckt viel Wahres darin, denn die Heckform sagt ungeheuer viel über jede<br />

Schiffsart aus, gleich, ob Segelyacht oder <strong>Motorkreuzer</strong>, Rennboot oder Hafenbarkasse.<br />

Ursprünglich nannte man solche Boote Fifty–Fifty, um zum Ausdruck zu bringen, dass sie<br />

wohl zu 50 Prozent gute Segeleigenschaften wie auch zu den restlichen 50 Prozent gute<br />

<strong>Motorkreuzer</strong>qualitäten besäßen. Auch hier kam es bald zur Inflation, <strong>und</strong> man nannte sie<br />

dann 90–90: neunzig Prozent derjenigen Eigenschaften eines guten Seglers <strong>und</strong> neunzig<br />

Prozent derjenigen eines guten <strong>Motorkreuzer</strong>s.<br />

Der Schub eines normalen Propellers wirkt genau voraus in Fahrtrichtung. Die Windkräfte<br />

besonders bei der beliebten Fahrt mit halbem Winde, wirken aber quer zur Fahrtrichtung.<br />

Versucht man, mit einem normalen Motorboot zu segeln, so treibt es ziemlich hilflos querab,<br />

weil sein Unterwasserschiff nicht den nötigen Lateralwiderstand besitzt, d.h. Widerstand<br />

gegen die seitliche Abdrift. Zur Abhilfe muss man durch einen untergebolzten Kiel für<br />

ausreichend Lateralfläche sorgen, ähnlich wie auch ein herablassbares Schwert dieselben<br />

Dienste leisten würde. Mit Anwendungen solcher Hilfsmittel können selbst<br />

Motorschnellboote zum Segeln gebracht werden, doch eine solche Art von Zwittern kann<br />

ebenfalls nicht als Motorsegler bezeichnet werden.<br />

Zu einem echten Motorsegler gehört eine ganze Reihe von Voraussetzungen, damit er sich<br />

auf See <strong>und</strong> im Seegang so bewährt, wie es den in ihm steckenden Möglichkeiten zukommt.<br />

Dann kann er fast ebenso gut segeln wie eine Segelyacht, schlingert jedoch ganz bedeutend<br />

weniger als ein <strong>Motorkreuzer</strong>.<br />

1. Wegen der von Wind <strong>und</strong> Segeln erzeugten Krängung muss für einen vergrößerten<br />

Stabilitätsumfang gesorgt werden, wozu tiefliegender Ballast am wirksamsten beiträgt.<br />

2. Gute Segeleigenschaften erfordern einen größeren Tiefgang. Dabei ist auf günstiges<br />

Profil der vorderen Anschnittkante zu achten.<br />

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