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Motorkreuzer und schnelle Sportboote

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überlassen konnte. Mit Belly-Tank <strong>und</strong> Tillie voll beladen wurden bei glattem Wasser 3 Knoten<br />

Fahrt erzielt, bei etwas Seegang dagegen nur 2 1 /4 Knoten. So wurde einmal ein bestes Etmal von<br />

72 Seemeilen bei ganz glattem Wasser erzielt, nämlich eine Fahrt von 3 Knoten für volle 24<br />

St<strong>und</strong>en.<br />

Das Geräusch des arbeitenden Propellers sowie des Wassers, das ständig gegen die dünnen<br />

Seitenwände schlug, dazu das unaufhörliche Rollen <strong>und</strong> Stampfen, veranlassten die zwar ständig<br />

seekranke, aber unerschrockene Frau Elinor zu erklären: Ich fühle mich wie in eine<br />

Waschmaschine gesteckt, nur werde ich statt sauber immer schmutziger <strong>und</strong> schmutziger. Der unter<br />

dem Boden gefahrene Belly-Tank besaß einen geringen Auftriebsüberschuss, solange er mit<br />

Benzin geladen war. Beim Umtanken wurde Benzin abgesaugt, zugleich strömte von unten<br />

Seewasser hinein. Schließlich wirkte der voll Seewasser gefahrene Tank als<br />

Stabilitätsverbesserer. Doch dies währte nicht lange. Carlin wurde immer häufiger durch<br />

polternde Geräusche unter dem Jeepboden beunruhigt, so dass dieser Tank schließlich abgetrennt<br />

<strong>und</strong> versenkt wurde. Leider wurde HALF SAFE dadurch nicht <strong>schnelle</strong>r. Erst später, als kurz vor<br />

Madeira auch noch der nachgeschleppte Tillie verlorenging, wurde eine Fahrt von 3 1 /2 Knoten<br />

erreicht.<br />

Die erste der Azoreninseln, Flores, erreichten sie nach 31 abenteuerlichen Tagen, abgemagert,<br />

schwer übermüdet <strong>und</strong> mit vielen Schäden an Schiff <strong>und</strong> Motor. Unterwegs war zweimal der<br />

Zylinderdeckel abgeschraubt worden, um die Brennkammern von Ölkohle zu reinigen.<br />

Insgesamt waren 2440 Liter Benzin verbraucht worden, 600 Liter hatten sie noch als Überschuss,<br />

<strong>und</strong> 300 Liter waren unterwegs verlorengegangen.<br />

Auf der 550-Meilen-Strecke San Miguel-Madeira erlebten sie dann einen so schweren Sturm,<br />

dass niemand ihrer Bekannten von den Azoren ein Überleben für möglich gehalten hätte.<br />

Während 7 1 /2 Tagen lagen sie beigedreht. Statt der auf 9 bis 10 Tage geschätzten Zeit brauchten<br />

sie für diese kurze Strecke 23 Tage. Sie spürten, wie die Seitenwände dem Wellenschlag<br />

nachgaben. Oft wurden sie völlig vom Seewasser eingedeckt, aber niemals von großen Brechern<br />

überrollt; das war ihr Glück!<br />

Den Motor ließ Carlin langsam mitlaufen, um das Vorschiff gegen die See halten zu können.<br />

Als einmal eine größere Wassermenge durch ein Ventilationsrohr den Motor überschüttete,<br />

blieb dieser stehen. In höchster Eile wurden Zündkabel <strong>und</strong> Verteiler getrocknet, um erneut zu<br />

starten. Einige St<strong>und</strong>en später, um 3 Uhr morgens, blieb der Motor erneut stehen, weil eine<br />

Dichtung an der Benzinpumpe geplatzt war. Der patente Carlin fertigte rasch eine neue<br />

Dichtung an. Aber sollte er den Motor gleich wieder starten, mit soviel Benzingasen im<br />

Motorraum? Oder sollte das Schiff quertreiben <strong>und</strong> überrollt werden ...? Also, er drückte auf den<br />

Starterknopf, <strong>und</strong> peng, eine Benzinexplosion folgte! Rasch griffen sie die notwendigsten Dinge<br />

<strong>und</strong> wollten sich schon ins Schlauchboot retten, als sie mit Erstaunen feststellten, dass es nur eine<br />

kurze, trockene Explosion war, der kein Brand folgte.<br />

Sie kamen wirklich an, obwohl die erstaunliche HALF SAFE während des Orkans oft überschüttet<br />

wurde <strong>und</strong> trotz der vielen Abenteuer <strong>und</strong> Schäden, die sie erlitten hatten. Offenbar war<br />

das Benehmen des fast völlig untergetauchten Bootskörpers mit einem Baumstamm oder einer<br />

Flasche vergleichbar, die ja ebenfalls jeden Sturm überstehen. Carlin nannte es die Theorie des U-<br />

Bootes.<br />

Gute Schwimmer, die sie beide waren, hatten sie nicht einmal Rettungswesten an Bord mitgeführt.<br />

. .<br />

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