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Motorkreuzer und schnelle Sportboote

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Auswirkung auf Formgebung <strong>und</strong> Verhalten Eingang in den Kleinschiffbau fand. Erst in den<br />

dreißiger Jahren wurde sie auf Motorboote angewandt, doch auch heute noch wird in manchen so<br />

genannten Fachkreisen empirisch <strong>und</strong> ohne wirkliche Erkenntnis dieses wichtigen Faktors<br />

gehandelt.<br />

Inzwischen hat der Leser erkannt, warum die große Motoryacht aus Berlin durch ihre geringe<br />

Heckwellenbildung auffiel. Weil sie relativ sehr viel langsamer dahinfuhr als alle anderen<br />

erheblich kleineren Boote der gemeinsamen Ausfahrt. Ohne Zweifel hatte der Konstrukteur die<br />

richtige Bootsform entworfen, vielleicht wissend, wahrscheinlich aber nur intuitiv. Würden kürzere<br />

Boote für die gleiche Geschwindigkeit mit genau derselben Form gebaut werden, <strong>und</strong> das ist<br />

vorgekommen, so würde man mit Schrecken beobachten, dass die einst so geringe Wellenbildung<br />

sich ins Gegenteil kehrte. Es entsteht dann leicht die gefürchtete besonders starke Heckwelle,<br />

verb<strong>und</strong>en mit einer schlechten Trimmlage des Bootes.<br />

Solange ein Boot langsam dahinfährt, wird sein Gewicht rein statisch vom Wasser getragen,<br />

d. h., das Gewicht des verdrängten Wassers <strong>und</strong> des Bootes bleiben einander unverändert gleich.<br />

Jedes Schiff verdrängt eine ganz bestimmte Wassermenge, deren Raum vom Unterwasserschiff<br />

eingenommen wird. Das Gewicht dieser Wassermenge ist gleich dem Schiffsgewicht, denn es trägt ja<br />

das Schiff. Seewasser ist etwas schwerer als Süßwasser, 1 qm Seewasser wiegt im Durchschnitt 1425<br />

kg, gegenüber 1000 kg des Süßwassers. Deshalb ist das verdrängte Raumvolumen im Seewasser<br />

etwas kleiner als im Süßwasser. Hohe Geschwindigkeiten mit kleinen Booten wurden möglich,<br />

seitdem es leichte Bootsmotoren mit großen Leistungen gab. In hoher Fahrt entstehen dynamische<br />

Kräfte, die danach trachten, den Bootskörper aus dem Wasser herauszuheben. Gelingt dieses, so<br />

wird ein Teil des Bootsgewichtes nicht mehr statisch von der verdrängten Wassermenge getragen,<br />

sondern dynamisch vom Fahrtdruck des Wassers gegen den Boden des Bootes. Das teilweise aus<br />

dem Wasser gehobene Boot verdrängt deshalb eine geringere Wassermenge als dem Bootsgewicht<br />

entspricht. Diesen Fahrtzustand nennt man teilweises Gleiten. Das dynamische Herausheben des<br />

Bootes hängt in wesentlichen von der relativen Geschwindigkeit ab, wird aber auch von der<br />

Bodenform beeinflusst. Diese kann das dynamische Anheben durch flache Gestaltung begünstigen,<br />

durch scharfe, steile Spantform dagegen verzögern. Bei einer sehr großen Zahl von Schiffen kann<br />

man niemals damit rechnen, ein teilweises Gleiten überhaupt zu erreichen. Dazu gehören alle<br />

großen Schiffe, vom Hafenschlepper hinaus bis zum größten Fahrgastschiff. Es wäre zwecklos,<br />

deren Unterwasserform so auszubilden, dass ein Herausheben begünstigt wird. Die dynamischen<br />

Kräfte wären nicht ausreichend, <strong>und</strong> so würde sich diese Form sogar nachteilig auf die erwartete<br />

Geschwindigkeit auswirken. Alle diese großen Schiffe besitzen r<strong>und</strong>e oder spitze Heckformen;<br />

selbst wenn, wie neuerdings zu beobachten ist, ein Spiegel als Abschluss gewählt wird, so kommt<br />

dieser nicht zum Tragen. Für die auftretenden niedrigen Geschwindigkeitsgrade sind schlanke<br />

Heckformen notwendig <strong>und</strong> angemessen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein solches Schiff, absolut<br />

gesehen, vielleicht mit einer Fahrt von 30 Knoten = 55,6 km/h dahinbraust.<br />

Relativ gesehen handelt es sich immer um langsame Fahrt!<br />

Die höchste jemals von einem Fahrgastschiff auf Probefahrt erreichte Geschwindigkeit wurde von<br />

der UNITED STATES im Jahr 1951 erzielt: 42 Knoten mit 240 000 PS Antriebsleistung. Aber<br />

auch diese Maschinenleistung <strong>und</strong> eine Fahrt von 76 km/h erzeugen bei der großen Länge dieses<br />

Schiffes nicht die geringste Spur dynamischen Auftriebs! Darin sind die kleinen Zwerge des Sports<br />

den Riesen der Meere weit überlegen.<br />

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