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Motorkreuzer und schnelle Sportboote

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Düsenantrieb für Rekordboote<br />

Als vor 30 Jahren die ersten Flugzeuge mit Düsenantrieb auftraten, hatte niemand Zeit, sich<br />

Gedanken über die zukünftige Verwendung solcher Strahltriebwerke zu Sportzwecken zu machen.<br />

Nachdem sich die damaligen Lebensumstände normalisiert hatten <strong>und</strong> sogar Strahltriebwerke aus<br />

Restbeständen billig erhältlich waren, lag der Gedanke nahe, sie auf Rennbooten zu versuchen.<br />

Von vornherein schieden Erprobungen mit kleineren Booten <strong>und</strong> mittleren Geschwindigkeiten aus,<br />

denn leistungs- <strong>und</strong> gewichtsmäßig eigneten sich diese Triebwerke nur für große Boote <strong>und</strong> sehr<br />

hohe Geschwindigkeiten, nämlich jenseits der mit Kolbenmotoren erreichten Grenzen.<br />

Als erster unternahm Sir Malcolm Campbell um 1947 den Versuch, mittels Düsenantrieb im Boot<br />

neue Höchstgeschwindigkeiten zu erzielen. Er verwandte dafür zunächst die ältere BLULBIRD,<br />

Abb. 124, mit der er bereits im Jahre 1939 einen Rekord von 141,7 m.p.h. = 228 km/h aufgestellt<br />

hatte. Kolbenmotor <strong>und</strong> Propellerantrieb wurden ausgebaut <strong>und</strong> durch Düsenantrieb ersetzt,<br />

mit der Absicht, den damaligen Rekord mit dem gleichen Boot zu übertreffen. Allerdings zeigte<br />

das Boot einen wesentlichen Unterschied im Fahrverhalten. Da der Schub des Strahltriebwerks<br />

über Wasser liegt, entsteht ein Kippmoment, das vorher nicht existierte. Beginnend mit etwa 190<br />

km/h wurde der Lauf der BLUEBIRD unstabil, das Boot begann zu galoppieren, <strong>und</strong> die Fahrt<br />

wurde riskant. Der logische Schluss war, ein Rekordboot eigens um das Strahltriebwerk herum zu<br />

entwerfen. Der erste Spezialentwurf für Düsenantrieb wurde für den Sportsmann John Cobb<br />

ausgearbeitet. Dabei verzichtete man von vornherein auf jede Ähnlichkeit mit einem Bootskörper.<br />

Die 1952 erbaute CRUSADER bestand aus einem zylindrischen Mittelstück, dessen Hauptteil<br />

durch das Strahltriebwerk selbst gebildet wurde. An dessen vorderes Ende wurde eine Art<br />

Flugzeugkanzel angesetzt, aerodynamisch geformt <strong>und</strong> als Steuerplicht eingerichtet. Darunter<br />

befand sich eine Kufe, die in hoher Fahrt als Leitfläche das Wasser nur knapp berühren sollte. Zwei<br />

weitere Leitflächen befanden sich unter den beiden hinteren Schwimmkörpern, auf jeder Seite einer<br />

<strong>und</strong> durch kräftige Querstreben mit dem Triebwerk verb<strong>und</strong>en. Letztere sollten das Hauptgewicht<br />

des Wasserfahrzeuges tragen. Der Eigner des Bootes, John Cobb, war mit 53 Jahren Inhaber<br />

zahlreicher Rekorde. Als ungewöhnlich erfolgreicher Rennfahrer war es ihm als erstem gelungen,<br />

im Rennwagen die 400-Meilen-Grenze (640 km/h) zu überschreiten, <strong>und</strong> zwar im Jahre 1947. Das<br />

neue Fahrgestell, denn Boot kann man es kaum nennen, war von Reid Railton entworfen worden,<br />

der auch alle bisherigen Rennwagen für Cobb konstruiert hatte. Er wurde dabei vom technischen<br />

Leiter der Vosper-Werft beraten, wo auch das Boot erbaut wurde. Als Triebwerk konnte ein De-<br />

Havilland Ghost- Jet eingebaut werden, welches einen statischen Schub von 5000 po<strong>und</strong> = 2270<br />

kg entwickelte. Damals stand der Rekord mit Propellerbooten auf 286 km/h.<br />

Im September 1952 wurden mit der CRUSADER die ersten Rekordversuche unternommen. Dazu<br />

hatte man die geschützte Wasserfläche des fjordartigen Loch Ness in Schottland gewählt, berühmt<br />

wegen eines angeblichen Ungeheuers. Nach mehrtägigem Warten wegen unruhiger<br />

Wasseroberfläche unternahm John Cobb den ersten Rekordlauf. Dabei erzielte er die unerhörte<br />

Geschwindigkeit von 207 m.p.h. = 332 km/h, verwandte also 17,4 Sek<strong>und</strong>en zum Durchlaufen<br />

der Rennstrecke. Doch kaum eine Sek<strong>und</strong>e nach Passieren der Ziellinie tauchte die Nase des Bootes<br />

tief ins Wasser. Das ganze Boot verschwand in<br />

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