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Motorkreuzer und schnelle Sportboote

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gebliebenen hatten nun ihre Not, die bis zur Brust <strong>und</strong> jämmerlich nass im Wasser stehenden<br />

Filmleute samt der durchnässten Kameras an Bord zu holen. Im allgemeinem wird der auf See<br />

vorkommende Krängungswinkel überschätzt. Ein Schlingern von 10 Grad nach jeder Seite ist<br />

normal. Eine Krängung von 15 Grad ist auf sommerlicher Motorkreuzfahrt schon seltener, <strong>und</strong> es<br />

gehört das Zusammentreffen einer Reihe ungünstiger Umstände dazu, bis einmal eine Krängung<br />

von 20 Grad erreicht oder überschritten wird. Als die vorgenannten Filmleute ins Wasser<br />

abrutschten, waren höchstens 20 Grad Krängung erreicht worden.<br />

Bedeutend stärkere Schlingerwinkel werden von Fischereifahrzeugen in schlechtem Wetter<br />

erreicht. Bei diesen kommen Krängungen während des Schlingerns von 30 Grad <strong>und</strong> noch darüber<br />

gar nicht so selten vor.<br />

Vergleicht man die Stabilitätseigenschaften der Handelsschiffe mit denjenigen normaler<br />

<strong>Motorkreuzer</strong>, so kommt man zu folgenden Ergebnissen:<br />

1. Nahezu alle großen Handelsschiffe sind kenterbar! Sie erreichen ihre größte Querstabilität bei<br />

einer Krängung von 40 bis 45 Grad, Darüber hinaus verringert sich das aufrichtende Moment.<br />

Gewöhnlich kommt es bis auf Null bei Krängungen zwischen 60 <strong>und</strong> 75 Grad, wobei das<br />

Schiff seinen Kenterpunkt erreicht.<br />

2. Im Gegensatz hierzu sind nahezu alle <strong>Motorkreuzer</strong> unkenterbar! Sie erreichen das größte<br />

aufrichtende Moment oft bei einer Krängung von 60 Grad, mitunter auch erst bei 80 oder 90<br />

Grad. Es gibt kaum einen Fall, bei dem der Nullpunkt, also die Kenterung, unterhalb einer<br />

Krängung von 90 Grad erreicht wird, sofern kein Wassereinbruch über Deck erfolgt.<br />

Es hört sich gefährlich an, wenn man die großen Handelsschiffe als kenterbar bezeichnet. In der<br />

Seefahrt kommt es jedoch kaum vor, dass solche Schiffe, solange sie normal beladen sind, zum<br />

Kentern kommen. Früher, als noch keine strengen Freibordvorschriften galten, wurden<br />

Frachtschiffe oft bis an die Grenze ihrer Tragfähigkeit beladen, genauer gesagt überladen. Dann<br />

kam es häufig genug vor, dass sie als Folge des zu geringen Freibords voll liefen <strong>und</strong> sanken.<br />

Dieser Vorgang hat jedoch nichts mit Stabilität zu tun. Der in Abb. 204 dargestellte Vergleich eines<br />

normalen Frachtschiffes mit dem bewährten <strong>Motorkreuzer</strong> ARIELLE lässt die wesentlichen<br />

Unterschiede ihrer Proportionen gut erkennen. Bezieht man den Vergleich auf die Schiffslänge, so<br />

hat der <strong>Motorkreuzer</strong> einen dreimal so hohen Freibord <strong>und</strong> die doppelte Breite. Beide Faktoren<br />

vergrößern sowohl die Anfangsstabilität wie den Stabilitätsumfang. Zugunsten des Handelsschiffes<br />

spricht einzig <strong>und</strong> allein seine absolute Größe. Doch diese ist insofern ausschlaggebend, als beide<br />

Schiffsgattungen, groß oder klein, Yacht oder Handelsschiff, im gleichen Seegang fahren. So wird<br />

natürlich das große Schiff von der See weniger gestört als das kleine. Es besteht ein<br />

weitverbreiteter Irrtum über einige wesentliche Voraussetzungen der Stabilität als solcher. Nur zu<br />

oft wird angenommen, dass der Gesamtschwerpunkt aller Gewichte so tief gelegt werden muss, bis<br />

er sich unterhalb des Auftriebsschwerpunktes des verdrängten Wassers befindet. So, als hinge das<br />

Gesamtgewicht des Schiffes wie ein Pendel nach unten, aufgehängt im Verdrängungsschwerpunkt<br />

des Unterwasserschiffes. Eine solche Auffassung wird durch oberflächliche Kenntnis der<br />

Verhältnisse an Segelyachten bestärkt, die als Kielboote einen sehr schweren Bleiballast tief unter<br />

dem Schiffsboden fahren. Ein solcher Vergleich ist auf Motorboote nicht anwendbar, denn sie<br />

werden nicht von hoch über der Wasserfläche angeordneten Segeln angetrieben. Eine Segelyacht<br />

muss der stark krängenden Wirkung des Windes, ja auch des Sturms durch ein großes Maß an<br />

Stabilität<br />

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