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Motorkreuzer und schnelle Sportboote

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Worin besteht nun die Schwierigkeit, den richtigen, das heisst den wirksamsten Propeller<br />

auszuwählen, der genau zum Boot <strong>und</strong> zu seiner Motorleistung passt? Nur zwei Maße müssen<br />

errechnet werden: sein Durchmesser <strong>und</strong> seine Steigung. Alle übrigen Formfaktoren treten gegen<br />

diese beiden wichtigsten Dimensionen weit zurück, wie elliptische oder unsymmetrische<br />

Umrissform, Profil des Flügelquerschnitts, Ausbildung der Flügelwurzel <strong>und</strong> der Propellernabe,<br />

größere oder geringere Blattbreite <strong>und</strong> manche anderen Details mehr.<br />

Der richtige Durchmesser ist von f<strong>und</strong>amentaler Bedeutung für das Zusammenwirken von<br />

Propeller <strong>und</strong> Boot. Ihm folgt an Wichtigkeit die Wahl der richtigen Steigung, um die beste<br />

Geschwindigkeit auch wirklich zu erreichen. Für jedes Boot, jede Geschwindigkeit, jede<br />

Motorleistung, jede Drehzahl gibt es nur einen einzigen optimalen Propeller.<br />

In des Verfassers beruflichen Anfangsjahren wurde einmal ein Rennbootspropeller bei einer<br />

bedeutenden Spezialfabrik bestellt. Daraufhin bat ich meinen damaligen Oberingenieur, auch<br />

meinerseits einen Propeller für das gleiche Boot berechnen zu dürfen sowie die Entwurfszeichnung<br />

anzufertigen. Als nach einiger Zeit beide Propeller vorlagen, waren sie ein wenig verschieden in<br />

Durchmesser, Steigung <strong>und</strong> Flügelfläche, Der von der Spezialfabrik gelieferte Propeller hatte einen<br />

etwas kleineren Durchmesser, etwas größere Steigung <strong>und</strong> fast gleiche Flügelfläche. Als dann auf<br />

Probefahrten die Geschwindigkeit gemessen wurde, fiel diese mit beiden Propellern haargenau<br />

gleich aus. Daraus lässt sich schließen, dass beide Propeller zwar dem Optimum nahe lagen, jedoch<br />

beide noch ein klein wenig verbessert werden könnten. Offenbar hatten beide Entwerfenden die<br />

schwierigen Unbekannten gut eingeschätzt, die leider jede Propellerberechnung auf unsichere Füße<br />

stellen <strong>und</strong> über die weiter unten berichtet wird.<br />

Um eine feste Gr<strong>und</strong>lage zur Propellerberechnung zu liefern, wurden H<strong>und</strong>erte, ja sogar Tausende<br />

von Modellpropellern mit äußerster Sorgfalt in einheitlichen kleinen Größen angefertigt <strong>und</strong> in<br />

einer Reihe von Schiffbau-Versuchsanstalten unter den verschiedensten Belastungen gemessen. In<br />

Deutschland wurden gr<strong>und</strong>legende Versuchsserien von Schaffran in Berlin durchgeführt, in<br />

England von Gawn, in den Vereinigten Staaten von Taylor. Es gibt wohl kaum eine<br />

Versuchsanstalt der Welt, die nicht Versuche zur Ausdehnung der vorgenannten oder für<br />

Sonderfälle unternommen hätte. Besonders die holländischen Propellerserien der Wageninger<br />

Anstalt unter Troost werden viel als Berechnungsunterlage herangezogen, weil sie die jüngste <strong>und</strong><br />

modernste der umfassenden Versuchsserien darstellen. Daher war man in Wageningen imstande,<br />

Fehler zu vermeiden, die früheren Versuchen anhafteten. Bei älteren Versuchen entstanden einige<br />

Ungenauigkeiten wegen ungenügender Kenntnis der Zähigkeitseinflüsse des Wassers an<br />

Modellpropellern mit sehr kleinen Durchmessern.<br />

Das ganze Gebiet der Propellerberechnung schließt für die meisten Sportler etwas Mysteriöses in<br />

sich ein, etwa derart, dass eine Propellerfirma unter ihren Angestellten ein Genie mit<br />

Elektronengehirn besitzt. Richtet man an diesen die Frage nach dem geeigneten Propeller für einen<br />

bestimmten Bootstyp <strong>und</strong> den zugehörigen Motor, so wandert er zum Lager, während sich der<br />

Computer in seinem Denkzentrum in Gang setzt. Dort angekommen, greift er mit unfehlbarer<br />

Sicherheit den richtigen Propeller heraus. Und wahrhaftig, mit viel Erfahrung <strong>und</strong> gutem<br />

Gedächtnis wurde auch ein solches untechnisches Vorgehen oft genug von Erfolg begleitet.<br />

Vielfach wird angenommen, dass der Durchmesser des Propellers in irgendeinem Verhältnis zur<br />

Größe des Bootes stehen muss. Oder dass die Steigung davon abhängt, ob das Boot in R<strong>und</strong>spant-<br />

oder in V-Spantform erbaut wurde. Wie oft wird doch behauptet, dass die<br />

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