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Motorkreuzer und schnelle Sportboote

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len. Außerdem erleidet es den Impakt der Meereswellen. Lässt man einmal das Streben nach<br />

Geschwindigkeit beiseite, so existiert noch eine Reihe weiterer Eigenschaften, die bei der<br />

Entscheidung zwischen R<strong>und</strong>- <strong>und</strong> V-Spantform mitsprechen.<br />

Eigenschaften der R<strong>und</strong>spantform: Eigenschaften der V-Spantform:<br />

1. leichtläufige Fahrt, 1. in hoher Fahrt überlegen,<br />

2. Seetüchtigkeit, 2. größere Anfangsstabilität,<br />

3. größere Rumpffestigkeit, 3. größerer Innenraum im Vorschiff,<br />

da zwei Knicke wegfallen, 4. etwas geringerer Tiefgang,<br />

4. weichere Bewegungen, 5. zum Bau in Metall oder Sperrholz<br />

5. geringere Anfangsstabilität, besonders geeignet,<br />

6. in jedem Baumaterial ausführbar. 6. Rumpffestigkeit an den beiden<br />

Knickstellen beachten.<br />

Vor einigen Jahren bot sich uns die Möglichkeit, vier <strong>Motorkreuzer</strong> von 12 m Länge <strong>und</strong> 3 m<br />

Breite zu entwerfen <strong>und</strong> zu erbauen, bei denen die Formgebung freigestellt war. Um den<br />

Unterschieden nachgehen zu können, wurden zwei Bootskörper R<strong>und</strong>spant gebaut, die beiden<br />

anderen erhielten eine sorgfältig geplante gemäßigte V-Spantform. Die in Spanten stehenden<br />

Boote sind im Werftfoto, Foto 16, wiedergegeben. Da nur mäßige Motorleistungen einbebaut<br />

werden sollten, bekamen beide Entwürfe die gleiche Längskrümmung in der Sponungs- oder<br />

Kiellinie, <strong>und</strong> beide Spiegelformen erhielten die gleiche Tauchtiefe. Im übrigem wurde der<br />

Unterschied zwischen r<strong>und</strong>er <strong>und</strong> scharfkantiger Kimm genauestens eingehalten, jedoch wurde<br />

der Boden des V-Spantbootes bei weitem nicht so flach ausgeführt, wie er in Abb. 27 als<br />

klassisch gezeigt wurde. Jeweils ein R<strong>und</strong>- <strong>und</strong> ein V-Spantboot wurden mit einem 65-PS-<br />

Dieselmotor ausgerüstet, <strong>und</strong> die beiden übrigen Boote, auch wieder ein R<strong>und</strong>- <strong>und</strong> ein V-<br />

Spantboot bekamen je einen 110-PS-Benzinmotor. An sich geradezu ein Idealfall, um die<br />

Unterschiede beider Formen an ausgeführten <strong>Motorkreuzer</strong>n zu beobachten.<br />

Mit allen vier Booten wurden Messfahrten unternommen. Ferner wurde das Verhalten in mäßigen<br />

Seegang beobachtet. Zunächst der Geschwindigkeitsvergleich: Bei gleichen Motoren waren<br />

die Boote in der Geschwindigkeit einander so erstaunlich gleich, dass wir die Messfahrten<br />

wiederholten, um des Ergebnisses sicher zu sein. Mit den 65-PS-Dieselmotoren wurde ein<br />

Bruchteil über 20 km/h erreicht, mit den 110 PS leistenden Benzinmotoren genau 23,9 km/h,<br />

gleichgültig ob R<strong>und</strong>- oder V-Spantboot. So hofften wir wenigstens auf Unterschiede im<br />

Seeverhalten. Doch als Folge der gemäßigten V-Spantform traten auch diese nicht messbar in<br />

Erscheinung.<br />

Das V-Spantboot ließ eine etwas höhere Anfangsstabilität erkennen, ebenso auch eine etwas<br />

stärkere Spritzwasserbildung, beides jedoch in so unbedeutendem Grade, dass weder Vorteile<br />

noch Nachteile daraus abgeleitet werden konnten.<br />

Es bestätigte sich in der Praxis, was auch B. B. Wood in seinem klassischen Modellversuch vor<br />

r<strong>und</strong> 45 Jahren gemessen hatte, nämlich, dass der Unterschied zwischen beiden Spantformen bei<br />

allen Geschwindigkeitsgraden unter 11,5 verschwindend klein ist. Der eigentliche Sinn der V-<br />

Spantform zeigt sich erst bei hohen Geschwindigkeiten. Diese Form begünstigt den dynamischen<br />

Auftrieb, so dass der echte Gleitzustand früher erreicht wird. Im Bereich des teilweisen<br />

Gleitens wird der dynamisch getragene Anteil am Bootsgewicht größer, ein Vorteil, der<br />

oberhalb des Geschwindigkeitsgrades von R = 12 spürbar wird <strong>und</strong> umso mehr zunimmt, je<br />

höher die Geschwindigkeit ansteigt.<br />

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