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Motorkreuzer und schnelle Sportboote

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Abb. 29 Moderne V-Spantform an einem 6-m-Sportboot „Sylvia“. Sobald hohe relative<br />

Geschwindigkeiten gefordert werden, kommt die V-Spantform in einer ihrer Varianten zur<br />

Anwendung. Die flachere Form des Bodens begünstigt das Gleiten, d.h. das dynamische<br />

Herausheben des Bootes in hoher Fahrt.<br />

Würde man die klassische V-Spantform bei Booten anwenden, die im Seegang höhere<br />

Geschwindigkeiten entwickeln sollen, so würde sich der Gewinn in einen schwerwiegenden<br />

Nachteil verwandeln. Diese Form mit großer Schärfe nahe dem Kiel <strong>und</strong> sehr abgeflacht bei der<br />

Kimm, gewissermaßen das umgekehrte Pflugscharprinzip darstellend, schlägt im Seegang mit<br />

Heftigkeit auf. Sobald auch nur mäßiger Seegang herrscht, muss mit stark herabgesetzter<br />

Geschwindigkeit gefahren werden, um den Bootskörper vor Schaden zu bewahren (es gab viele<br />

gebrochene Spanten im Vorschiff) <strong>und</strong> die Mannschaft nicht physisch zu überfordern.<br />

Was nützt die <strong>schnelle</strong> V-Spantform, wenn man sie schon bei geringem Seegang nicht mehr<br />

ausfahren kann? Entweder muss man zur R<strong>und</strong>spantform zurückkehren, was auf jeden Fall Erfolg<br />

verspricht, oder es muss eine V-Spantform entwickelt werden, die im Seegang ein angenehmes<br />

Verhalten gewährleistet, selbst wenn ein Teil der Gleitvorteile verloren geht. Geleitet von dieser<br />

Überlegung tauchte um 1958 die von Raymond Hunt entwickelte tiefe V-Spantform auf.<br />

Von diesem Moment an setzte eine geradezu sprunghafte Entwicklung ein, die in großem Maße<br />

von den Motorbootrennen über offene Seestrecken angespornt wurde. Das sind vor allem das<br />

Miami-Nassau-Rennen in den USA sowie das Cowas-Torquay-Rennen in England.<br />

Die Klasseneinteilung sowie die Regeln über Bootsgrößen <strong>und</strong> Motorleistungen waren großzügig<br />

abgefasst <strong>und</strong> erlaubten eine weitreichende Freiheit. Es wurden oft viel stärkere Motorleistungen<br />

eingebaut, als die Bootskörper auch nur bei bescheidenem Seegang aushalten konnten. Wenn die<br />

Boote, vom Seegang gezwungen <strong>und</strong> von starken Motoren getrieben, ihre großen Sprünge<br />

vollbringen, wachsen die Anforderungen an Mensch <strong>und</strong> Maschine ins Ungeheure. Nur selten kam<br />

auch nur die Hälfte der gestarteten Boote ans Ziel, <strong>und</strong> selbst die ankommenden hatten unterwegs<br />

Schäden mancherlei Art erlitten. Sogar Fahrer <strong>und</strong> Beifahrer blieben nicht von körperlichen<br />

Verletzungen verschont.<br />

Nicht die potentiell schnellsten Boote siegten, sondern diejenigen, welche die mörderische Fahrt<br />

durchstehen konnten. Es galt schon als Erfolg, wenn auch nur ein Drittel der gestarteten Boote das<br />

Ziel erreichte.<br />

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