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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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93den Worten: „Wenn dieser Schlüssel wiedergef<strong>und</strong>en wird, sollstdu de<strong>in</strong>er Buße ledig se<strong>in</strong>." Zu derselben Zeit stirbt der Papst,<strong>und</strong> als man vor der Wahl <strong>des</strong> neuen Papstes den heiligen Geistangerufen hat, — das war damals Sitte wie noch heut — daoffenbart den Kard<strong>in</strong>älen e<strong>in</strong>e Stimme: „Gregorius, der Sünder,soll Papst se<strong>in</strong>." Alsbald sucht man überall nach ihm, <strong>und</strong> sokommen die Ausgesandten auch zu jenem Fischer. Und als siediesem ause<strong>in</strong>andersetzen, was <strong>und</strong> wen sie suchen, antwortet erihnen: „Ich habe e<strong>in</strong>en Mann an jener Klippe angefesselt, derdort Buße tun wollte; vielleicht ist das der Gesuchte." VollFreude wollen ihn die Gesandten sehen. Doch der Fischer spricht:„Esset zunächst e<strong>in</strong> Stück Brot bei mir." Uud er läßt Fische<strong>und</strong> We<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen. Als er aber e<strong>in</strong>en Fisch ausnimmt, da f<strong>in</strong>deter den Schlüssel zu den Fußfesseln, den er <strong>in</strong>s Meer geworfenhat, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>geweiden. Da ruft er: „Nun ist se<strong>in</strong>e Bußevollendet." Er zeigt dem Gregorius den Schlüssel <strong>und</strong> löst se<strong>in</strong>eFesseln. Auf die Anrede der Gesandten aber erwidert Gregorius:„Me<strong>in</strong> Gott, de<strong>in</strong> Wille geschehe." Nun wird er nach Rom geleitet<strong>und</strong> wird dort Papst. Und er war so milde gegen dieSünder, daß der Ruf von se<strong>in</strong>er w<strong>und</strong>erbaren Barmherzigkeit durchdie ganze Welt drang. So hörte auch die König<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e Mutter,davon, <strong>und</strong> sie suchte ihn auf. Er hört ihre Beicht, ohne zuwissen, daß er ihr Gatte <strong>und</strong> Sohn ist. Als er das aber ausdem Bekenntnis der König<strong>in</strong> erfährt, da erkennen sie sich beidewieder. Und er weist se<strong>in</strong>er Mutter e<strong>in</strong>en Aufenthalt nicht weitvon sich an <strong>und</strong> sucht sie oft auf, um sie zu trösten. Und sohaben sie beide um ihrer Buße willen Gnade gef<strong>und</strong>en.80.Wie St. Andreas e<strong>in</strong>em Greise die Beicehrung erflehte.E<strong>in</strong> Greis mit Namen Nikolaus kam e<strong>in</strong>st zum heiligenAndreas <strong>und</strong> sprach: „Siehe Herr, seit fünfzig Jahren lebe ich<strong>in</strong> Sünden der Wollust.E<strong>in</strong>es Tages aber ergriff ich e<strong>in</strong> Evangelienbuch<strong>und</strong> bat den Herrn, er möchte mich durch dieses Buch zue<strong>in</strong>em enthaltsamen Leben führen; doch nach kurzer Zeit kamdie Begehrlichkeit über mich, <strong>und</strong> sofort begab ich mich auf denWeg, um wie gewohnt zu sündigen. Und von der Leidenschaft

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