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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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k129eignete, strömte e<strong>in</strong> reißen<strong>des</strong> Wasser vorbei, zu dem vom Schlosseaus e<strong>in</strong>e steile Böschung h<strong>in</strong>abführte. Der Bursche steigt zumFenster empor, durch das er den Toten h<strong>in</strong>abwerfen will. Indiesem Augenblicke stößt ihn die Magd mit dem Leichnam h<strong>in</strong>ab.Darauf entfliehen sie, <strong>und</strong> die Sache bleibt verborgen. Die Hochzeitf<strong>in</strong>det statt. Nach mehreren Jahren will die König<strong>in</strong> endlichbeichten. Sie hatte aus ihrer Heimat e<strong>in</strong>en Kaplan an den Hofgebracht, den der König aus Liebe zu se<strong>in</strong>er Gemahl<strong>in</strong> zumBischöfe erhoben hatte. Auf ihn vertraut die König<strong>in</strong> <strong>und</strong> bekenntihm ihre Tat. Doch nachdem sie ihr Bekenntnis abgelegthat, spricht der unselige Bischof: „Jetzt soll mir zuteil werden,was ich wünschte alle Tage me<strong>in</strong>es Lebens. Wenn du mir nichtzu Willen bist, werde ich dich vor dem Könige <strong>und</strong> dem ganzenLande <strong>in</strong> Schande br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> verderben." Sie weist ihn zurück,<strong>und</strong> er offenbart ihre Tat. Der König <strong>und</strong> das ganze Volk glaubenihm <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d von ihrer Schuld überzeugt. Und der König, dersie trotzdem lieb behält, ist tief unglücklich. Aber gegen denWillen se<strong>in</strong>es Volkes kann er nicht handeln, <strong>und</strong> so wird sie vore<strong>in</strong> Gericht gestellt, der königlichen Würde verlustig erklärt <strong>und</strong>mit ihren K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> die Heimat zurückgeschickt. Wie sie soh<strong>in</strong>wandert, kommt sie zu e<strong>in</strong>er Kapelle. Sie tritt e<strong>in</strong> <strong>und</strong> hörtdie Messe, die e<strong>in</strong> heiliger E<strong>in</strong>siedler liest. Se<strong>in</strong>e Andacht flößtihr Zutrauen e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> sie offenbart ihm ihre Lage. Da we<strong>in</strong>t ersehr, <strong>und</strong> als Buße für alle ihre Sünden trägt er ihr auf, sofortAvieder zurückzukehren <strong>und</strong> sich e<strong>in</strong>em Zweikampfe zu unterziehen.Und zwar soll sie vor dem ganzen Volke, nur mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigenGewände bekleidet, ohne jeden Schutz <strong>in</strong> solcher Weise mit dembewaffneten Bischöfe kämpfen, daß sie die Eisenspitze ihrer Lanzegegen ihre Brust <strong>und</strong> den Holzschaft gegen den Panzer <strong>des</strong>Bischofs kehrt. Das befiehlt ihr der heilige E<strong>in</strong>siedler, damit siefür ihre Sünden h<strong>in</strong>reichende Buße leiste für den Fall, daß sie<strong>in</strong> diesem Kampfe den Tod f<strong>in</strong>den sollte. Und sie kehrt unverzüglichzurück <strong>und</strong> verpflichtet sich vor dem Könige <strong>und</strong> demganzen Volke zu diesem Kampfe. Erstaunen ergreift alle, <strong>und</strong>durch Richterspruch wird dieser Zweikampf angeordnet. Er beg<strong>in</strong>nt.Aber mit Gottes Hilfe siegt die Gerechtigkeit. Dem verbrecherischenBischöfe wird vor aller Augen die Brust von derLanze durchbohrt. Und alles Volk preist Jesus, Marias Sohn,den Helfer <strong>in</strong> der Not.Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 9

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