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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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182er zu sich: „Das s<strong>in</strong>d die Verführungskünste <strong>des</strong> Teufels." Undfils er <strong>in</strong> Leidenschaft geriet, erhob er sich, zündete e<strong>in</strong> Licht an<strong>und</strong> sprach: „Wer sich mit den Weibern versündigt, wird <strong>in</strong> dieHölle kommen. Sieh also, ob du das ewige Feuer vertragenkannst," Und er legte e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> das Licht. Die Begehrlichkeitaber hatte ihn so erfaßt, daß er vor böser Lust kaum denSchmerz <strong>des</strong> Brennens fühlte. Und so verbrannte er der Reihenach alle se<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger. Als aber das Weib das sah, sank sieleblos h<strong>in</strong>. Am nächsten Morgen kamen ihre Bekannten, dieJüngl<strong>in</strong>ge, <strong>und</strong> fragten: „Wo ist das Weib?" Der E<strong>in</strong>siedlerantwortete: „Hier schläft sie." Sie war aber tot. Der E<strong>in</strong>siedleraber zeigte ihnen se<strong>in</strong>e Hände <strong>und</strong> sagte: „Seht, was sie mir getanhat." Und er erzählte ihnen genau, was sich zugetragenhatte. Um jedoch Böses mit Gutem zu vergelten, erweckte er siemit Gottes Hand vom Tode, <strong>und</strong> von nun an lebte sie re<strong>in</strong> <strong>und</strong>dientedem Herrn.129.Wie sich e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler die Zunge <strong>in</strong> der Versuchung abbiss.Man liest <strong>in</strong> dem Leben der Väter, daß e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>en frommenMann durch Martern vergeblich zur Unre<strong>in</strong>igkeit zu zw<strong>in</strong>gen versuchte.Da ließ er ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anmutigen Zimmer b<strong>in</strong>den <strong>und</strong>führte ihm e<strong>in</strong> ausnehmend schönes Mädchen zu, e<strong>in</strong>e Tochter <strong>des</strong>Teufels, die ihn durch ihr schönes Gesicht <strong>und</strong> durch Schmeicheleienzur Sünde verführen sollte. Als der fromme Mann sah,daß er sich auf ke<strong>in</strong>e andere Weise mehr verteidigen konnte, bißer sich se<strong>in</strong>e Zunge ab <strong>und</strong> spie sie dem Mädchen <strong>in</strong>s Gesicht,<strong>und</strong> so blieb er vor der Sünde bewahrt.130.Der Bruder Gabe <strong>und</strong> der Bruder Gegengabe.In der Abtei <strong>des</strong> heiligen Ägidius nahm man lange ZeitArme <strong>und</strong> Fremde gastlich auf; <strong>und</strong> dafür brachten die Besucherauch gern Almosen, Gaben <strong>und</strong> fromme Stiftungen mit <strong>in</strong> dasKloster. E<strong>in</strong>st aber gab es dort e<strong>in</strong>en Abt, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Habsuchtfast ganz <strong>und</strong> gar die Gastfre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> milden Gabense<strong>in</strong>en Mönchen untersagte. Die Folge davon war, daß auch die

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