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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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74gebärer<strong>in</strong>; <strong>und</strong> er beugte alsbald <strong>in</strong> Ehrfurcht se<strong>in</strong>e Knie. Dassah e<strong>in</strong> Jude, <strong>und</strong> dieser lachte über ihn <strong>und</strong> schmähte die seligeJungfrau. Über diesen Maria zugefügten Schimpf entrüstete sichder Eitter <strong>und</strong> gab dem Juden e<strong>in</strong>e kräftige Ohrfeige. Daraufg<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> die Kirche <strong>und</strong> hörte andächtig die Messe. Der Judeaber lief <strong>in</strong><strong>des</strong> zum Eichter <strong>und</strong> erhob Klage gegen den Eitter,den er nicht anders bestimmen konnte, als daß er angab, derEitter hätte nur e<strong>in</strong> Auge gehabt. Wie nun die Leute die Kircheverließen, wollte sich der Eitter verbergen, aber Maria gab ihmdas Augenlicht <strong>des</strong> bl<strong>in</strong>den Auges zurück <strong>und</strong> befahl ihm, ersolle nur kühn mit den anderen h<strong>in</strong>ausgehen. Und das tat erauch. Der Jude erblickte ihn <strong>und</strong> sprach: „Wenn der hier nichtzwei Augen hätte, dann würde ich behaupten, er sei es gewesen."Der Eitter aber sagte: „Du hast ganz recht, ich habe dich geschlagen,da du jene Heilige beleidigt hast, die me<strong>in</strong>em Augedas Licht wiedergegeben hat; <strong>und</strong> für sie würde ich auch gernme<strong>in</strong> Leben wagen." Und als die Menge das W<strong>und</strong>er sieht, lobenalle Gott <strong>und</strong> die selige Jungfrau. Zum ewigen Gedächtnisdieses Ereignissen aber wurde von der christlichen Bevölkerungder Stadt der Beschluß gefaßt, daß an demselben Tage die Judenalljährlich e<strong>in</strong>en aus ihrem Kreise namhaft machen sollten, dersich öffentlich vom Bischöfe e<strong>in</strong>e Ohrfeige geben ließe.63.Von e<strong>in</strong>em Ritter, der sich dem Teufel verschrieb.E<strong>in</strong> Eitter lebte e<strong>in</strong>st sehr verschwenderisch <strong>und</strong> machte großeAnleihen bei e<strong>in</strong>em Juden. Doch als er ke<strong>in</strong>e Pfänder mehr gebenkonnte, war es auch mit der Fre<strong>und</strong>schaft <strong>des</strong> Juden vorbei. Dageriet der Eitter <strong>in</strong> große Verlegenheit, <strong>und</strong> wegen se<strong>in</strong>er Geldnotmußte er manche Zurücksetzung erfahren, <strong>und</strong> so brach er <strong>in</strong>Flüche über se<strong>in</strong>e Lage aus. Da kam der Jude wieder <strong>und</strong> gabihm den Eat, er solle ihm folgen, <strong>und</strong> so würde er ihn reichmachen. Dazu war der Eitter nur allzu bereit. Sie g<strong>in</strong>gen nunmite<strong>in</strong>ander weit h<strong>in</strong>weg aus den bewohnten Gegenden, <strong>und</strong> derJude beschwört den Teufel, der auch alsbald ersche<strong>in</strong>t. Daraufspricht er: „Sieh, dieser Eitter hier, den ich dir zugeführt habe,will dir se<strong>in</strong>en Lehnseid schwören, wenn du ihn aus se<strong>in</strong>er Armutbefreist <strong>und</strong> bereicherst." Der Eitter bestätigt das, <strong>und</strong> der

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