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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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61empfand <strong>und</strong> unter Tränen bat, er solle sogleich nach e<strong>in</strong>emPriester schicken. Doch bevor der Priester kam, erschien derTeufel <strong>und</strong> brachte sie um. Da beichtete der Sohn für se<strong>in</strong>eMutter, was er von ihr gehört hatte, <strong>und</strong> nahm auch die für siebestimmte Buße auf sich. Und als er die Buße beendet hat, ersche<strong>in</strong>tihm die Mutter <strong>und</strong> spricht: „Als mich der Teufel erwürgthatte, wurde ich vor den Richterstuhl Gottes geführt <strong>und</strong> wegender Freveltaten <strong>und</strong> besonders wegen me<strong>in</strong>er Heuchelei angeklagt.Doch die Reue, die ich empf<strong>und</strong>en hatte, <strong>und</strong> der Wille, mich zubessern, retteten mich, nachdem du für mich gebeichtet hattest,vor der Verdammnis. De<strong>in</strong>e Buße aber hat mich aus den Qualenbefreit, zu denen ich verurteilt war; <strong>und</strong> heute komme ich, dirDank zu sagen, denn jetzt gehe ich <strong>in</strong> Freuden e<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Himmelreich."46.Von e<strong>in</strong>em w<strong>und</strong>ertätigen Christusbilde <strong>und</strong> Julian dem Abtrünnigen.Man liest <strong>in</strong> der Kirchengeschichte, daß die heilige Martazur Er<strong>in</strong>nerung an ihre Heilung vom Blutfluß e<strong>in</strong> Bild Jesu Christifür sich meißeln ließ, genau mit den gleichen Kleidern <strong>und</strong> ihremSaum, wie sie Christus damals getragen hatte. Und sie ließ es<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anmutigen Garten aufstellen, um bei se<strong>in</strong>em Anblickebeständig an die ihr erwiesene Wohltat er<strong>in</strong>nert zu werden. DerHerr aber sah, daß sie sich für die Wohltat dankbar erzeigte,<strong>und</strong> erwies ihr <strong>des</strong>halb noch e<strong>in</strong>e größere Gnade, <strong>in</strong>dem er demBilde e<strong>in</strong>e besondere Kraft verlieh. Je<strong>des</strong> Kraut nämlich, dasunter ihm wuchs <strong>und</strong> den Saum <strong>des</strong> Klei<strong>des</strong> berührte, erhieltdurch diese Berührung die Kraft, Kranke zu heilen. Seht, welchschöne Folgen die Dankbarkeit hat! Später aber zeigte sich Juliander Abtrünnige e<strong>in</strong>es so erhabenen Geschenkes unwürdig. Ersprach, diese Wirkung der Kräuter rühre nicht von dem Bilde,sondern aus der natürlichen Kraft der Erde her, <strong>und</strong> sagte: „Me<strong>in</strong>Bild kann dasselbe." Und so ließ er das Bild Christi herabnehmen<strong>und</strong> stellte se<strong>in</strong> eigenes Bild dort auf. Als er es abermit den Kräutern berührte, mit denen er zuvor das Bild Christiberührt hatte, kam e<strong>in</strong> Blitz <strong>und</strong> zerschmetterte das Standbild.

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