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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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21Christus so sehe^ wie er mit dreißig Jahren war." Und als noche<strong>in</strong> Jahr vergangen war <strong>und</strong> sie wie gewöhnlich dem Gehete oblag,da sah sie, wie ihr vom Altare her ihr geistlicher Vater strahlendwie die Sonne entgegenkam. Und <strong>in</strong> überströmendem Gefühle redetesie mit ihm. Und siehe, zwei Engel erschienen <strong>und</strong> brachtene<strong>in</strong>en herrlichen Schre<strong>in</strong>, der drei Türen besaß. Darauf sprachihr geistlicher Vater zu ihr: „Tochter, willst du Christus <strong>in</strong> derKrippe sehen?" Sie bat voll Freude darum. Und er öffnete diee<strong>in</strong>e Tür <strong>des</strong> Sclire<strong>in</strong>es, <strong>und</strong> sie erblickte e<strong>in</strong>en w<strong>und</strong>erbar schönenKnaben, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wiege lag. Das erfüllte sie mit solcherWonne, daß ihr die Freude über die Ersche<strong>in</strong>ung ihres geistlichenVaters ger<strong>in</strong>g erschien. Dieser aber sprach: „Nun ist es genug.Willst du Christus als zwölfjährigen Knaben sehen?" Wieder batsie darum, <strong>und</strong> er öffnete die zweite Tür, <strong>und</strong> sie sah e<strong>in</strong>en herrlichenJüngl<strong>in</strong>g. In se<strong>in</strong>e Anschauung versunken fühlte sie <strong>in</strong>ihrem Herzen e<strong>in</strong>e noch viel größere Wonne als vorher. Ihr geistlicherVater aber sprach endlich: „Nun ists auch damit genug.Willst du nun Christus als Mann von dreißig Jahren erblicken?"Und als sie darum gebeten hatte, öffnete er die dritte Tür, <strong>und</strong>sie sah Christus <strong>in</strong> diesem Alter. Da fühlte sie sich von solcherSeligkeit durchdrungen, daß ihr all die Wonne, die sie vorherempf<strong>und</strong>en hatte, nur unbedeutend erschien. Ihr geistlicher Vateraber sprach: „Bereite dich, liebe Tochter; nach dreißig Tagenwirst du mit Jesus Christus, de<strong>in</strong>em Bräutigam, <strong>in</strong> die Freuden<strong>des</strong> ewigen Lebens e<strong>in</strong>gehen."5.Wie wohlgefällig Gott die E<strong>in</strong>tracht der Eheleute ist.Wir lesen <strong>in</strong> dem Leben der Väter, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedlerden Herrn bat, er möchte ihm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gnade zeigen, mit wemer im Himmel gleichen Lohn erhalten werde. Und der Herr sprachzu ihm, er solle <strong>in</strong> die benachbarte Stadt gehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en gewissenTheotiskus aufsuchen, denn mit diesem würde er e<strong>in</strong>stgleichen Lohn erhalten. Sofort machte sich der E<strong>in</strong>siedler auf denWeg <strong>und</strong> kam zu dem Hause <strong>des</strong> Theotiskus, <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Weib eiltedem Manne Gottes entgegen <strong>und</strong> nahm ihn gastlich auf. Als derE<strong>in</strong>siedler nach dem Hausherrn fragte, da erhielt er die Antwort,dieser weide noch die Herde. Er besaß nämlich Schafe, die er

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