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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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140me<strong>in</strong> Haus <strong>und</strong> zu me<strong>in</strong>em Weibe; dort kannst du unter me<strong>in</strong>emNamen verborgen bleiben, <strong>und</strong> ich, der icli unschuldig b<strong>in</strong>, werde<strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Namen den Kampf bestehen." So geschah es auch.Der schuldige Amelius begibt sich fort, <strong>und</strong> der schuldlose Amicusbleibt, um zu kämpfen. Die beiden Gegner, der Ankläger <strong>und</strong>Amicus, treten e<strong>in</strong>ander vor e<strong>in</strong>er großen Zuschauermenge zumZweikampf gegenüber. Der Ankläger wird besiegt, <strong>und</strong> der Königgibt dem Sieger se<strong>in</strong>e Tochter. Amicus bleibt se<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong>etreu, ruft den Amelius zurück <strong>und</strong> überläßt ihm, nachdem er fürihn gesiegt hat, die Tochter <strong>des</strong> Königs, während er selbst heimkehrt.Se<strong>in</strong> Weib aber wurde später vom Aussatz angesteckt,<strong>und</strong> dadurch daß sie ihm zutrank, übertrug sie auch den Aussatzauf ihn. Wegen der Krankheit von allen gemieden <strong>und</strong> verabscheut,zieht er als Bettler nach Eom, wo er e<strong>in</strong>ige Zeit bei se<strong>in</strong>enVerwandten weilt; dann aber schämt er sich, länger zu bleiben,zieht wieder weiter <strong>und</strong> hält sich lange Zeit bald da , balddort auf. Auf se<strong>in</strong>em Wege kommt er auch nach Frankreich,doch bleibt er überall unerkannt. So tritt er auch schließlich <strong>in</strong>den Hof <strong>des</strong> Amelius <strong>und</strong> bittet um e<strong>in</strong> Almosen. Als ihm derHausverwalter <strong>des</strong> Amelius Brot reicht, geht Amicus auf ihn zu<strong>und</strong> hält, um das Almosen entgegenzunehmen, den Becher h<strong>in</strong>,den er bis zu jener St<strong>und</strong>e behalten hatte. Da geht der Verwalter<strong>in</strong>s Haus zu se<strong>in</strong>em Herrn <strong>und</strong> spricht: „Herr, ich sehe<strong>in</strong> den Händen e<strong>in</strong>es Aussätzigen e<strong>in</strong>en Becher, der eurem Bechervollkommen gleicht." Und Amelius ruft alsbald : „Führet schnelldiesen Mann zu mir here<strong>in</strong>, denn er ist me<strong>in</strong> treuester Fre<strong>und</strong>,mag er auch am Aussatze leiden." So wird Amicus here<strong>in</strong>geführt,<strong>und</strong> obschon er sich weigert, unter Tränen von Amelius <strong>und</strong> se<strong>in</strong>erGatt<strong>in</strong> geküßt. Amelius offenbart nun se<strong>in</strong>em Weibe alles, wasAmicus für ihn getan hat, <strong>und</strong> der Fre<strong>und</strong> muß jetzt täglich beiihnen se<strong>in</strong>. Nach langer Zeit hat Amicus e<strong>in</strong>en Traum, daß ernicht anders geheilt werden könne, außer wenn Amelius se<strong>in</strong>ebeiden kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der töte <strong>und</strong> er sich <strong>in</strong> ihrem Blute bade.Diesen Traum erzählt Amicus dem Amelius zum Scherz.Dieser aber bedenkt, wie treu ihm se<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong> gewesen ist, <strong>und</strong>ruft sich alles <strong>in</strong>s Gedächtnis zurück, <strong>und</strong> er will sich lieberse<strong>in</strong>er Söhne berauben, als daß er die Treue gegen se<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong>verletzt. Und <strong>in</strong> solcher Verblendung tritt er e<strong>in</strong>es Morgens mit

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