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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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118verehre. Da rief das Eheweib <strong>in</strong> höchstem Unwillen: „Dannwerde ich dich nie wieder ehren, da du mich nicht an e<strong>in</strong>em sogeme<strong>in</strong>en Weibe rächen willst." E<strong>in</strong>es Tages nun begegnete sieder Ehebrecher<strong>in</strong>, <strong>und</strong> diese grüßt sie ehrerbietig <strong>und</strong> voll Demut.Doch das Eheweib wirft ihr ihr Unrecht vor <strong>und</strong> spricht: „Ichhabe sehr darunter zu leiden, daß du mir me<strong>in</strong>en Gatten verführthast, aber noch mehr tut es mir leid, daß dich die Himmelskönig<strong>in</strong>nicht verabscheut. Denn sie hat mich gescholten <strong>und</strong>mir offenbart, wie du ihr dienst." Wie nun die Ehebrecher<strong>in</strong>von dieser Ersche<strong>in</strong>ung <strong>und</strong> von Marias Worten hört, fällt sieder ehrbaren Frau zu Füßen <strong>und</strong> bittet sie unter heißen Tränenum Vergebung für ihr Unrecht, <strong>in</strong>dem sie spricht: „Gepriesen seime<strong>in</strong>e Gebieter<strong>in</strong>, die mir ihre Fürbitte <strong>und</strong> ihre Barmherzigkeitnicht versagte, obschon ich ihrer unwürdig b<strong>in</strong>. Und wenn siedies an mir getan hat, dann hoffe ich, daß sie für mich auchnoch mehr tun wird." Und nachdem so diese Sünder<strong>in</strong> Verzeihunggef<strong>und</strong>en hatte, verzieh auch das Eheweib ihrem Gatten,<strong>und</strong> dieser kehrte zu ihr zurück. Und so hat die himmlischeMittler<strong>in</strong> beiden geholfen.109.Die Gründung von Hil<strong>des</strong>heim.E<strong>in</strong> Kaiser jagte e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Walde. Se<strong>in</strong> Kaplan hängte<strong>in</strong><strong>des</strong> die Eeliquien unserer lieben Frau, die der Kaiser <strong>in</strong>nigverehrte, an e<strong>in</strong>en Baum. Aber er vergaß sie <strong>und</strong> ließ sie dort.Als er wieder zurückkehrt, kann sie niemand von dem Baumelosmachen. Das meldet er dem Kaiser. Dieser schließt daraus,daß dort unsere liebe Frau e<strong>in</strong>e Stätte haben wolle. Und er erbautdaselbst e<strong>in</strong>e Kirche, die der Sitz <strong>des</strong> Bischofs von Hil<strong>des</strong>heimgeworden ist.110.Der Engel <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler.E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler w<strong>und</strong>erte sich oft über die Gerichte Gottes.Und siehe, e<strong>in</strong> Engel <strong>des</strong> Herrn erschien ihm <strong>in</strong> der Gestalt e<strong>in</strong>esJüngl<strong>in</strong>gs <strong>und</strong> sprach: „Komm, ich will dir Gottes Gerichte offenbaren."Und <strong>in</strong> der ersten Nacht kamen sie zu e<strong>in</strong>em frommen

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