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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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179er mit dem Haupte die Sterne berühre. Da fängt der Teufel an,zu pfeifen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en solchen Lärm zu machen, daß e<strong>in</strong>e MengeTeufel herbeikommen, die ihn e<strong>in</strong>mütig mit Geschrei auffordern,den Jüngl<strong>in</strong>g fallen zu lassen. E<strong>in</strong>ige von ihnen wollen ilm dannerwürgen, andere sch<strong>in</strong>den, wieder andere sonstwie umbr<strong>in</strong>gen.Aber der Teufel will se<strong>in</strong> Wort nicht brechen <strong>und</strong> läßt ihm nichtsBöses widerfahren. Um den Jüngl<strong>in</strong>g aber durch e<strong>in</strong> erneutes Versprechennoch fester an sich zu ketten, führt er ihn auf das Meer<strong>und</strong> spricht: „Entsage der Taufe <strong>und</strong> dem Namen <strong>des</strong> Gottes, <strong>in</strong>dem du getauft bist." Der Jüngl<strong>in</strong>g antwortet: „Ich entsage." Daraufder Teufel: „Halte dich fest, ich will dich im Namen <strong>des</strong> Teufelstaufen, da du nicht im Namen Gottes getauft se<strong>in</strong> willst." Daraufführt er ihn übers Meer, <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Augenblicke taucht erihn dreimal <strong>in</strong> die Tiefe. Der Jüngl<strong>in</strong>ge erbebt vor Schrecken, <strong>und</strong> dieAngst macht se<strong>in</strong> Haar so weiß, daß man se<strong>in</strong>esgleichen nirgendshätte f<strong>in</strong>den können. Nach dieser fürchterlichen Taufe spricht derTeufel zu ihm: „Gleich wird e<strong>in</strong>e große Schar me<strong>in</strong>er Genossenkommen." Alsbald hört der Jüngl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Teufelsschar herankommen,die unter gewaltigem Lärm viele Seelen <strong>in</strong> die Unterweltschleppt; <strong>und</strong> diese Seelen rufen alle mit klagender Stimme:„Weh uns, um unserer Sünden willen werden wir so elendigliche<strong>in</strong>hergeschleppt <strong>und</strong> zu ewiger Pe<strong>in</strong> geführt!" Als diese Stimmenverhallt s<strong>in</strong>d, nimmt der Teufel den Jüngl<strong>in</strong>g <strong>und</strong> tiägt ihn nochvor Hahnenschrei nach Straßburg <strong>und</strong> setzt ihn auf se<strong>in</strong>em Gutenn e<strong>in</strong>em Ackerhaufen nieder. Dabei spricht er: „Fre<strong>und</strong>, sei beständig<strong>und</strong> brich de<strong>in</strong> Versprechen nicht, dann will ich dir beistehen<strong>in</strong> allen de<strong>in</strong>en Nöten." Nach diesen Worten ist er verschw<strong>und</strong>en.Den Jüngl<strong>in</strong>g aber hat die Aufregung <strong>und</strong> die langeFahrt so ermüdet, daß er ke<strong>in</strong> Glied rühren kann, aber er kannauch nicht schlafen. Am Morgen, bei Tagesanbruch kommt e<strong>in</strong>Bauer, der ihn f<strong>in</strong>det <strong>und</strong> fragt, wer er sei, <strong>und</strong> woher er komme.Da gibt er sich ihm als den Herrn <strong>des</strong> Gutes zu erkennen. Alsdas der Bauer vernimmt, eilt er unverzüglich zu se<strong>in</strong>er Herr<strong>in</strong>mit der Nachricht, daß se<strong>in</strong> Herr, ihr Gemahl, wieder da sei. DieFrau ruft alle ihre Bekannten herbei <strong>und</strong> eilt h<strong>in</strong>aus, um ihrenGemahl zu sehen. Aber als sie se<strong>in</strong> schneeweißes Haar erblickt,erschrickt sie, denn sie glaubt, man wolle sie zum besten halten.Der Unglückliche sucht ihr auf mannigfache Art zu beweisen, daß12*

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