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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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161Strohhalm von der Erde aufzuheben, würde ich von me<strong>in</strong>er Sündeerlöst." Als der Papst se<strong>in</strong>en Glauben sah, betete er für ihn,Gott möge ihm Tränen wahrer Zerknirschung geben. Und dasgeschah auch. Als der Sünder den Papst verlassen hatte <strong>und</strong>e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> herzlicher Reue bitterlich we<strong>in</strong>te, fiel e<strong>in</strong>e Träne auf denR<strong>in</strong>g <strong>und</strong> wandelte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gemme. Da pilgerte der Sünderfreudig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Heimat zurück <strong>und</strong> zeigte sie se<strong>in</strong>er Schwester.Von nun an sündigten sie nicht mehr, sondern sie dienten Gott<strong>in</strong> zwei Klausen. So wurde das ewige Leben ihr Lohn.1B7.DieWeihnachtsmesse.E<strong>in</strong> guter Priester verehrte <strong>in</strong>nig die selige Jungfrau Maria.Er hatte aber zwei Kirchen zu besorgen. Und als er e<strong>in</strong>st ane<strong>in</strong>em Weilmachtsmorgen se<strong>in</strong>e erste Messe gelesen hatte <strong>und</strong> <strong>in</strong>die zweite Kirche gehen wollte, um dort die Messe zu lesen, diemit den Worten beg<strong>in</strong>nt: „E<strong>in</strong> Licht wird heute ersche<strong>in</strong>en", dakam ihm auf dem Wege e<strong>in</strong> schönes Mädchen entgegen <strong>und</strong> sprachzu ihm: „Me<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong> schickt mich zu dir. Du sollst ihr e<strong>in</strong>eMesse lesen." Und als er fragte: „Wer ist de<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong>?", daantwortete das Mädchen: „Sie heißt Maria." Der Priester entgegnete:„Wenn du so schön bist, wie w<strong>und</strong>erbar schön mußdann de<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong> se<strong>in</strong>." Damit band er se<strong>in</strong> Pferd am Wegefest <strong>und</strong> folgte ihr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e prächtige Kirche. Dort fand er dieGottesmutter <strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarem Glänze umgeben von ihren Jungfrauen.Der Priester traf die Vorbereitungen <strong>und</strong> begann dieMesse: E<strong>in</strong> Licht wird heut ersche<strong>in</strong>en. Als er bei der Opferungwar, opferte Maria mit all ihren Jungfrauen jede e<strong>in</strong> Goldstück.Nach der Messe erhielt der Priester die Erlaubnis, zu se<strong>in</strong>erKirche heimzukehren, um dort das Hochamt zu s<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> dasMädchen geleitete ihn zu se<strong>in</strong>em Pferde zurück. Er war aberüber h<strong>und</strong>ert Jahre fortgewesen, <strong>und</strong> doch schien ihm seit derletzten Messe nur e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e vergangen zu se<strong>in</strong>. Und wiederwar es e<strong>in</strong> Weihnachtstag. Als er heimkam, fand er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emDorfe alles anders. Er trat <strong>in</strong> die Kirche <strong>und</strong> wollte das Hochamts<strong>in</strong>gen. Doch dort traf er e<strong>in</strong>en alten Priester, der ihnKlapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 11

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