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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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163169.Der Diebam Galgen.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Dieb, der viel unrecht begangen hatte, aberdoch die selige Jungfrau Maria <strong>in</strong>nig verehrte <strong>und</strong> sie oft mitfrommen Worten grüßte. Als er wieder e<strong>in</strong>mal se<strong>in</strong>em Handwerknachg<strong>in</strong>g, wurde er ergriffen <strong>und</strong> am Galgen aufgehängt. Doch alsbaldstand ihm Maria bei <strong>und</strong> stützte ihn, wie es ihm schien,mit ihren Händen. Und das geschah drei Tage lang, so daß ernicht den ger<strong>in</strong>gsten Schaden erlitt. Da g<strong>in</strong>gen die vorüber, dieihn gehängt hatten, <strong>und</strong> als sie ihn am Leben <strong>und</strong> heiteren Gesichtserblickten, da glaubten sie, man habe ihm die Schl<strong>in</strong>genicht richtig umgelegt, <strong>und</strong> wollten ihn nun mit dem Schwerte umbr<strong>in</strong>gen.Maria aber hielt dem Schwertschlage ihre Hand entgegen,so daß man ihm nicht schaden konnte. Da erzählte er ihnen, daßihn Maria so beschützte. Das hörten sie voll Staunen. Dannnahmen sie ihn vom Galgen herab. Er aber g<strong>in</strong>g von dannen<strong>und</strong> trat <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kloster e<strong>in</strong>. Solange er noch lebte, verharrte erim Dienste der Gottesmutter, <strong>und</strong> so fand er e<strong>in</strong> seliges Ende.170.Maria rettet e<strong>in</strong>en Sakristan.E<strong>in</strong>st lebte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster e<strong>in</strong> Mönch, der Sakristan war.Das Kloster aber lag an e<strong>in</strong>em Flusse. Dieser Sakristan verehrtedie selige Jungfrau, <strong>und</strong> so oft er an e<strong>in</strong>em Marienbilde vorüberg<strong>in</strong>g,betete er e<strong>in</strong> Ave. Er liebte aber e<strong>in</strong> Weib, das auf deranderen Seite <strong>des</strong> Flusses wohnte. E<strong>in</strong>es Nachts g<strong>in</strong>g er zu ihr.Während er durch die Kirche geht, betet er se<strong>in</strong> Ave <strong>und</strong> dasMorgengebet zu Ehren Marias. Kaum hat er die Brücke betreten,da stürzt ihn der Teufel <strong>in</strong> den Fluß, <strong>und</strong> er ertr<strong>in</strong>kt. Da eilenEngel herbei <strong>und</strong> wollen se<strong>in</strong>er Seele beistehen. Doch die Teufelsprechen: „Er ist unser; wir ergriffen ihn, als er Böses tat."Doch da kommt die selige Jungfrau Maria <strong>und</strong> ruft: „0 ihrschändlichen Teufel, wollt ihr me<strong>in</strong>en Diener freigeben!" Sie aberantworten: „Er ist unser." „Er ist me<strong>in</strong>", entgegnet Maria,„denn er hat mir gedient. Weigert ihr euch noch länger, dannstell ich es dem Urteile Gottes anheim." In<strong>des</strong>sen ist die Zeit gell*

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