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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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181Als das der Teufel spürte, kam er eiligen Laufes zur Kirche<strong>und</strong> rief dem Jüngl<strong>in</strong>g die Worte zu: „Fre<strong>und</strong>, daß du mir nichtde<strong>in</strong> Versprechen brichst!" Maria jedoch befiehlt ihm: „Hebe dichh<strong>in</strong>weg, Teufel! Dieser Jüngl<strong>in</strong>g hat mir nie entsagt, <strong>und</strong> so werdeauch ich ihn nicht verlassen." Bei diesen Worten kehrt Mariazum Altare zurück <strong>und</strong> nimmt den Knaben wieder auf ihren Schoß.Wie der Teufel sieht, daß er um se<strong>in</strong>en Lohn betrogen ist, machter e<strong>in</strong>en Höllenlärm, bevor er von der Kirche weggeht, so daßdie ganze Stadt davon ertönt. Die Bewohner eilen herbei <strong>und</strong>wollen wissen, was dort geschieht. Da f<strong>in</strong>den sie den Heimgekehrten,der wieder e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g geworden ist, — auch se<strong>in</strong> Haarist nicht mehr weiß — <strong>und</strong> sie erkennen ihn <strong>und</strong> begrüßenihn mit Freuden. Auf se<strong>in</strong>e Bitten holt man den Geistlichen,dem er all se<strong>in</strong>e Sünden bekennt <strong>und</strong> offenbart, was sich ereignethat. In<strong>des</strong> eilt auch se<strong>in</strong> Weib mit ihren Bekannten herbei, <strong>und</strong>der Jüngl<strong>in</strong>g, der erst wegen se<strong>in</strong>es greisenhaften Aussehens abgewiesenworden war, wird nun herzlich begrüßt. Auf den Rat<strong>des</strong> Geistlichen <strong>und</strong> mit Zustimmung se<strong>in</strong>es Weibes aber teilt derJüngl<strong>in</strong>g all se<strong>in</strong>en Besitz <strong>in</strong> zwei Teile; den e<strong>in</strong>en gibt er se<strong>in</strong>erGemahl<strong>in</strong>, den anderen aber nimmt er mit übers Meer <strong>in</strong>s heiligeLand, wo er <strong>in</strong> den Orden <strong>des</strong> heiligen Johannes e<strong>in</strong>tritt, <strong>in</strong> demer se<strong>in</strong> Leben selig beschließt. Se<strong>in</strong> Weib aber tritt vor ihrenBischof <strong>und</strong> nimmt aus se<strong>in</strong>er Hand den Schleier <strong>und</strong> dient vonnun an der seligen Jungfrau, um wie ihr Gatte das ewige Lebenzu erwerben. Das verleihe auch uns Gott der Vater usw.182.Der Ritt zu den Kalkbrennern.Man liest von e<strong>in</strong>em Reichen, der e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Sohn hatte.Als dieser Reiche im Sterben lag, ließ er se<strong>in</strong>en Sohn vor sichrufen <strong>und</strong> gab ihm drei Ratschläge, die er treu befolgen sollte.Erstens lehrte er ihn, Gott über alles zu lieben <strong>und</strong> zu ehren, dennes steht geschrieben: „Ehre Gott, der dich geschaffen <strong>und</strong> mitse<strong>in</strong>em Blute erlöst hat <strong>und</strong> dir alles Untertan gemacht hat, was<strong>in</strong> der Welt ist." Zweitens lehrte er ihn, se<strong>in</strong>er Herr<strong>in</strong> treu zudienen, denn <strong>in</strong> den Morallehren steht: „Wer se<strong>in</strong>er Herr<strong>in</strong> treu

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