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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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206so viele Kirchen stiften für das Seelenheil de<strong>in</strong>es Gatten, <strong>und</strong>wenn sie kommen, dann sollen sie <strong>in</strong> jene Gruben h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gestürztwerden." Und sie unterwarf sich auch das dritte Eeich <strong>und</strong> tat,was die Teufel befohlen hatten.Da seht nun diese Sünder<strong>in</strong>, die sich <strong>in</strong> solche Verbrechenstürzt, <strong>in</strong>dem sie zuerst Gott <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er lieben Mutter abschwört,dann die Geistlichen vertreibt <strong>und</strong> die Kirchen zerstört, dann dieEhen schändet <strong>und</strong> endlich die Armen umbr<strong>in</strong>gt. Wie soll sie dieBarmherzigkeit Gottes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Mutter f<strong>in</strong>den, um der ewigenPe<strong>in</strong> zu entgehen? Ihr Sohn, der noch auf der hohen Schule ist,hört von diesen Vorgängen, <strong>und</strong> da er <strong>in</strong> der schwarzen Kunstwohlerfahren ist, ruft er e<strong>in</strong>en Teufel herbei <strong>und</strong> beschwört ihn,daß er ihm offenbare,wie se<strong>in</strong>e Mutter aus der Herrschaft vertriebenworden sei <strong>und</strong> nun wieder aus ihrer Armut zur Herrschaft überdie drei Keiche gelangt sei. Da spricht der Teufel: „Sie hatGott <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Mutter, die selige Jungfrau, verleugnet <strong>und</strong> sichuns mit Leib <strong>und</strong> Seele verschrieben, <strong>und</strong> wir haben ihr dazu verholfen."Das betrübte den Sohn von Herzen, <strong>und</strong> er beschwor denTeufel von neuem, daß er ihn ohne Schaden bis zum Hahnenschreivor den Palast se<strong>in</strong>er Mutter brächte. Der Teufel mußte es tun.Am Morgen wurde er vor se<strong>in</strong>e Matter vorgelassen <strong>und</strong> fand nachlanger Trennung als e<strong>in</strong>ziger Sohn e<strong>in</strong>e herzliche Aufnahme. JenenTag verlebten sie voll Freude, <strong>und</strong> der Sohn spricht noch nichtvon dem, was ihm am Herzen liegt. Am folgenden Tage aberspricht er zu se<strong>in</strong>er Mutter: „Wie ist das alles zugegangen? Wos<strong>in</strong>d de<strong>in</strong>e Geistlichen, wo die Kirchen?" Und die Mutter erwidertausweichend:„Ich habe Schätze gef<strong>und</strong>en, die de<strong>in</strong> Vater verborgenhatte, <strong>und</strong> damit alle me<strong>in</strong>em Dienste unterworfen." Doch derSohn spricht: „0 Mutter, welch Unglück ist es, daß du um solchenirdischen Prunk dich zur ewigen Qual verkauft <strong>und</strong> dem Teufelmit Leib <strong>und</strong> Seele überliefert hast !Laß ab von de<strong>in</strong>em Verbrechen,teuerste Mutter, <strong>und</strong> tue Buße." Doch se<strong>in</strong>e Mutter antwortete:„Wie könnte ich für so viele Verbrechen Buße tun, lieber Sohn,nachdem ich Millionen Seelen <strong>in</strong> die Hölle gestürzt habe?" DerSohn aber entgegnet: „Die Barmherzigkeit Gottes ist groß; erverwirft ke<strong>in</strong>en reuigen Sünder." „Gott <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Mutter habeich abgeschworen"; entgegnet die König<strong>in</strong>, „wie kann ich vonihnen Barmherzigkeit erlangen?" Der Sohn aber spricht: „Folge

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