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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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200das Leiden unseres Herrn Jesus Christus mit dem heiligen Johannes<strong>und</strong> se<strong>in</strong>en anderen frommen Söhnen bewe<strong>in</strong>en <strong>und</strong> so im himmlischenVaterlande der Frucht <strong>des</strong> ewigen Lebens teilhaftig werden,das verleihe uns Gott der Vater usw.189.Von e<strong>in</strong>em Affen, der von e<strong>in</strong>em Jäger verfolgt wurde.E<strong>in</strong> Jäger g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wald, um Tiere zu jagen, <strong>und</strong> fanddort viele Affen ; unter ihnen e<strong>in</strong>en, der zwei Junge hatte. Diesemsetzte er nach. Als der Affe merkte, daß ihm der Tod drohe,nahm er schnell das Junge, das er mehr liebte, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Arm<strong>und</strong> wollte mit ihm entfliehen <strong>und</strong> das weniger geliebte Junge zurücklassen.Doch als dieses die Absicht der Mutter merkte, spranges der Alten auf den Kücken <strong>und</strong> klammerte sich so fest an ihrenHals, daß sie es mitschleppen mußte. Da rief der Jäger se<strong>in</strong>eH<strong>und</strong>e <strong>und</strong> folgte dem Affen so lange, bis er dem Tode nicht mehrentgehen konnte. Wie nun die Alte merkte, daß sie das verhaßteJunge nicht abwerfen konnte, ließ sie unter Tränen das geliebteJunge im Stich. Aber das verhaßte Junge war ihr so h<strong>in</strong>derlich,daß sie mit ihm gefangen <strong>und</strong> getötet wurde.Nun überlegt euch, was der Jäger zu bedeuten hat, der demAffen den Tod brachte, der allen Menschen geme<strong>in</strong>sam ist. DerTod verfolgt Greise <strong>und</strong> Jüngl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> verschont ke<strong>in</strong>en. Daherspricht Hieronymus: „Wo s<strong>in</strong>d die Könige, wo die Machthaber,wo die Kaiser, die Fürsten, die Würdenträger dieser Welt? Sieg<strong>in</strong>gen alle dah<strong>in</strong> wie e<strong>in</strong> Schatten, sie entschwanden wie e<strong>in</strong> Traum.Wir fragen nach ihnen, <strong>und</strong> sie s<strong>in</strong>d nicht." Nun wollen wir zunächstsehen, wer das geliebte Junge ist. Das s<strong>in</strong>d die zeitlichenGüter, um die sich der Mensch viel mehr sorgt als um die ewigen,<strong>und</strong> die er hier so ungern zurückläßt. Das verhaßte Junge abers<strong>in</strong>d die Sünden <strong>des</strong> Menschen, die die Seele für ewig töten. Unddoch läßt man hier nur ungern von ihnen. Ach, wenn die zeitlichenGüter, unter denen auch die Fre<strong>und</strong>e begriffen s<strong>in</strong>d, denMenschen <strong>in</strong> der To<strong>des</strong>st<strong>und</strong>e verlassen, dann bleiben die Sünden,die er nicht bereute <strong>und</strong> nicht beichtete, an ihm festhaften <strong>und</strong>lassen ihn nicht los. Dann packt ihn der Jäger, das ist der Tod,mit dem verhaßten Jungen, das heißt, mit den Sünden <strong>und</strong> führt

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