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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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42Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> andere, oft verwerfliche Personen verschwenden."Mit diesen Worten verschwand der Tote.23.Die Dreie<strong>in</strong>igkeit ist unergründlich wie das Meer.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Meister der Theologie <strong>in</strong> tiefemS<strong>in</strong>nen wandelte <strong>und</strong> das Wesen der heiligen Dreie<strong>in</strong>igkeit vonGr<strong>und</strong> aus zu ergründen strebte. So kam er bis zum Meeresstrande.Dort sah er e<strong>in</strong>en schönen Knaben sitzen, der mit demFuße e<strong>in</strong>e Grube bohrte. Und als die Grube fertig war, nahmer e<strong>in</strong>en Kochlöffel <strong>und</strong> schöpfte Wasser aus dem Meere <strong>und</strong> goßes <strong>in</strong> die Grube Da fragte ihn der Meister, — • es soll St. August<strong>in</strong>gewesen se<strong>in</strong> — was er da tue. Das K<strong>in</strong>d antwortet ihm: „Ich willdas ganze Meer <strong>in</strong> diese Grube schöpfen <strong>und</strong> dare<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schließen."Da spricht der Meister: „Das ist ganz unmöglich, daß es geschieht."Darauf entgegnet der Knabe: „Noch weit unmöglicherist es, daß du das Wesen der Dreie<strong>in</strong>igkeit, das unfaßbar ist,mit de<strong>in</strong>em Verstände begreifst."24.Von der Höllenpe<strong>in</strong> der Sophisten.Man liest, daß e<strong>in</strong> Kleriker, der erst vor kurzem gestorbenwar, se<strong>in</strong>en Gefährten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mantel aus Pergament erschien,der außen über <strong>und</strong> über mit Trugschlüssen beschrieben war <strong>und</strong><strong>in</strong>nen brannte. Die erschreckten Kleriker riefen ihren Magisterherbei, der ihn beschwor <strong>und</strong> bat, er solle ihnen offenbaren,wie es ihm erg<strong>in</strong>ge. Da erklärte der Tote, er sei zur Höllenqualverdammt. Der Magister aber dachte über die Größe dieserQualen nach <strong>und</strong> bat ihn, er möchte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Hand nur e<strong>in</strong>enTropfen se<strong>in</strong>es Schweißes fallen lassen; <strong>und</strong> der Verdammte tates. Der Tropfen aber durchdrang schneller als e<strong>in</strong> Pfeil die Hand<strong>des</strong> Magisters, <strong>und</strong> der Tote sprach: „So glühend heiß b<strong>in</strong> ichüberall." Da dichtete der Magister die beiden folgenden Verse<strong>und</strong> trat unverzüglich <strong>in</strong> den Orden der Zisterzienser e<strong>in</strong>. DieVerse aberlauten:S<strong>in</strong>nlos wie der Kuf der Frösche sche<strong>in</strong>t der Schulen Weisheit mir;Weisheit, die den Tod nicht scheuet, f<strong>in</strong>den, Gott, wir nur bei dir.

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