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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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150ewigen Leben ziehen." Da ahnt er Böses, <strong>und</strong> kaum erh<strong>in</strong>gt ervon ihr die Erlaubnis, zusehen zu dürfen, wenn sie zum Himmelgetragen werden soll. Zur festgesetzten St<strong>und</strong>e kommt ihr neuerEatgeber <strong>in</strong> übernatürlichem Glänze <strong>und</strong> fährt sie hart an, daßsie gewagt habe, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Abwesenheit mit e<strong>in</strong>em anderen zusprechen. In<strong>des</strong> betet ihr Beichtvater, daß der Herr die Arglist<strong>des</strong> Teufels enthülle. Und plötzlich verliert der Teufel se<strong>in</strong>eLichtgestalt <strong>und</strong> geht polternd ab <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er furchtbaren Gestalt,<strong>in</strong>dem er alle mitzuschleppen sucht. Wie das die E<strong>in</strong>siedler<strong>in</strong>sieht <strong>und</strong> merkt, daß sie getäuscht worden ist, fleht sie ihrenBeichtvater um se<strong>in</strong>e Fürbitte an. Und dieser befiehlt dem Teufel<strong>in</strong> Christi Namen zu weichen <strong>und</strong> führt die L'rende auf den Weg<strong>des</strong> Heils zurück.152.Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Jüngl<strong>in</strong>g verführte.E<strong>in</strong> edler Jüngl<strong>in</strong>g, der Sohn reicher Eltern, suchte e<strong>in</strong>st dieE<strong>in</strong>samkeit auf <strong>und</strong> lebte dort alle<strong>in</strong> lange Zeit <strong>und</strong> verharrte imGebete. Da erschien ihm e<strong>in</strong> Adler, der lange <strong>und</strong> langsam vorihm herschwebte, bis er ihn zu e<strong>in</strong>er Palme geführt hatte. Vonden Blättern dieses Baumes machte sich der Jüngl<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>eKleider, ihre Früchte gaben ihm die Nahrung, an ihrer Wurzelaber entsprang e<strong>in</strong> kristallheller Quell. So führte er dort sechsJahre lang e<strong>in</strong> vollkommenes Leben. Der Teufel aber, der allesGute haßt, nahm Menschengestalt an, <strong>und</strong> unter dem Ansche<strong>in</strong>,als ob er ihn gesucht habe, kommt er zu ihm mit der Botschaft,daß se<strong>in</strong> Vater gestorben sei, <strong>und</strong> verheißt ihm alles Gute, wenner heimkehre. Als dies der Diener Christi verschmäht, sprichtder Teufel: „Du sollst ja nicht zu Hause bleiben, sondern nurdie Güter, die dir als Erbe gehören, unter die Armen verteilen<strong>und</strong> dann hierher zurückkehren." So kehrt der Jüngl<strong>in</strong>g heim.Dort f<strong>in</strong>det er den Vater <strong>in</strong> guter Ges<strong>und</strong>heit, <strong>und</strong> der Vater istvoll Freude, daß er se<strong>in</strong>en Sohn wiedergef<strong>und</strong>en hat. Doch alser drei Tage bei se<strong>in</strong>em Vater ist, kommt der Teufel <strong>und</strong> verführtihn, daß er mit e<strong>in</strong>er Magd sündigt, <strong>und</strong> darauf erwürgt er ihnauf derStelle.

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