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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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217Zweige abgerissen. Daher steht mit Recht an jenem Tor: „Fliehedie Bäume <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong>", wenn du willst, daß se<strong>in</strong>e Früchte reifensollen. Dieser Baum gleicht dem Menschen, der unter anderenMenschen wandelt <strong>und</strong> manches gute Werk vollbr<strong>in</strong>gt,aber durchdie Ste<strong>in</strong>e der Kümmernisse dieser Welt <strong>und</strong> die Stöcke der Versuchungen<strong>des</strong> Teufels geh<strong>in</strong>dert, nicht ausharrt im Guten. DerBaum <strong>des</strong> Gartens aber, der wohl umzäumt ist, nützt <strong>und</strong> trägtFrucht <strong>und</strong> läßt die Frucht zur Keife kommen. Daher steht mitgutem Gr<strong>und</strong> geschrieben:„Freu dich über die Bäume <strong>des</strong> Gartens."Dieser Baum stellt den Menschen vor, der sich fern hält vom Verkehrmit den Menschen, um würdige Früchte zu tragen <strong>und</strong> siezu bewahren bis zur Zeit der Reife.205.Von e<strong>in</strong>em Nackten, der vor den Menschen floh.Man liest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er griechischen Geschichte, daß mehrereMenschen e<strong>in</strong>st durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>öde kamen. Dort erblickten siee<strong>in</strong>en Nackten, der bei ihrem Anblicke alsbald die Flucht ergriff.Sie liefen h<strong>in</strong>ter dem Fliehenden her, bis dieser e<strong>in</strong>sah, daß erihnen nicht entgehen konnte. Da blieb er stehen, <strong>und</strong> sie kamenan ihn heran <strong>und</strong> fragten ihn, warum er vor ihnen davongelaufensei. Er aber trug ihnen folgende Geschichte vor : In se<strong>in</strong>er Heimathabe e<strong>in</strong> König gelebt, der e<strong>in</strong>en Turm voll Gold hatte, den erdurch Wächter sorgsam bewachen ließ. Dieser Turm besaß dieEigenschaft, daß Diebe <strong>und</strong> Räuber auf ke<strong>in</strong>e Weise <strong>und</strong> mit ke<strong>in</strong>emWerkzeuge auch nur den kle<strong>in</strong>sten Ste<strong>in</strong> aus ihm herausbrechenkonnten <strong>und</strong> somit auch nichts zu entwenden vermochten, solangedie Wächter nicht schliefen. Sobald aber die Wächter <strong>in</strong> Schlafversunken wären, dann hätte man die Mauern nicht nur mit Eisenwerkzeugenerbrechen <strong>und</strong> den Schatz davontragen können, sonderne<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Blick hätte dann schon genügt, um die Turmmauernzum Zusammensturz zu br<strong>in</strong>gen. Der König wußte das <strong>und</strong> gabdem Wächter e<strong>in</strong>en Edelste<strong>in</strong>. Dieser besaß die Kraft, daß werihn <strong>in</strong> den Händen hielt, nicht e<strong>in</strong>schlafen konnte. Aber der Schlafüberkam den alsbald, der den Ste<strong>in</strong> aus se<strong>in</strong>en Händen fallen ließ.Und damit die Wächter wohl darauf achteten, drohte er dem dieTo<strong>des</strong>strafe an, der den Ste<strong>in</strong> zur Erde fallen ließe. E<strong>in</strong>es Tages

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