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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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55aber ich habe die Armen durch uiigereclite Steuern <strong>und</strong> mit Frohndienstenbedrückt <strong>und</strong> ihnen ihr Besitztum abgezwungen. Damitiiab ich mir diese Strafe verdient, die ich nun <strong>in</strong> Ewigkeit leide."Daiauf sah er e<strong>in</strong>en Jüngl<strong>in</strong>g, der auf feurigem Stuhle saß, <strong>und</strong> r<strong>in</strong>gsum ihn standen Weiber, die ihn mit lodernden Fackeln brannten,<strong>und</strong> die Teufel sahen darauf, daß das Feuer nicht ausg<strong>in</strong>g. Dafragte er auch diesen Jüngl<strong>in</strong>g, wer er sei, <strong>und</strong> er antwortete, ersei e<strong>in</strong> der Unzucht ergebener Mensch, <strong>und</strong> jene Weiber hättenihn dazu verführt. Darauf zeigte ihm se<strong>in</strong> Begleiter e<strong>in</strong> Pferd,das Feuer athmete, <strong>und</strong> darauf saß e<strong>in</strong> Mensch <strong>in</strong> feurigemMantel, der eiserne Stachel hatte, die glühten <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihn drangen<strong>und</strong> se<strong>in</strong> Herz verw<strong>und</strong>eten. Bei diesem Anblicke wandte sichder Kitter an se<strong>in</strong>en Begleiter <strong>und</strong> fragte ihn, warum jener sogepe<strong>in</strong>igt würde. Der heilige Petrus antwortete: „Das ist e<strong>in</strong>Käuber gewesen, der unter anderen Verbrechen auch das e<strong>in</strong>e beg<strong>in</strong>g,daß er e<strong>in</strong>er armen Witwe die e<strong>in</strong>zige Ziege raubte, <strong>und</strong><strong>des</strong>halb wird er so gepe<strong>in</strong>igt. Den feurigen Mantel aber trägter, weil er gelobt hatte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Orden e<strong>in</strong>zutreten <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Gelübdenicht hielt." Darauf sprach der heilige Petrus zu ihm:„Sieh, Gott sucht se<strong>in</strong> Volk heim; sieh, er hat dir gezeigt, wiejene gepe<strong>in</strong>igt werden, die dir ähnlich s<strong>in</strong>d. Hüte dich daher,daß dir nicht Schlimmeres widerfahre." Und der Ritter erwachte<strong>und</strong> nahm sich zu Herzen, was er gesehen hatte, dankte Gott,der ihn heimgesucht hatte, <strong>und</strong> besserte von nun an se<strong>in</strong> Leben.40.Von e<strong>in</strong>em stummen Bettler, der e<strong>in</strong>en Königssohn wieder zumLeben erweckte.Man liest, daß e<strong>in</strong>st zwei Fre<strong>und</strong>e geme<strong>in</strong>sam auf der Universitätstudierten <strong>und</strong> dort glänzende Fortschritte machten. Alsdiese zusammen den Heimweg antraten, sprach der e<strong>in</strong>e zu demandern: „Nun s<strong>in</strong>d wir nicht mehr weit von unserer Heimat; sagemir, was du jetzt werden willst." Dieser antwortete: „Ich trete<strong>in</strong> den Zisterzienserorden e<strong>in</strong>, um dar<strong>in</strong> Gott zu dienen." Dererste aber sprach: „Das ist recht von dir getan; denn du biste<strong>in</strong> großer Gelehrter <strong>und</strong> wirst schnell zu hohen Würden gelangen.Ich aber fürchte, daß mich die Wissenschaft stolz macht; <strong>und</strong> so

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