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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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139besser g<strong>in</strong>g, da er se<strong>in</strong>e Lehre befolgt hatte, sprach er zu ihm:„Wisse Fre<strong>und</strong>, ich hab <strong>in</strong> der Kirche ke<strong>in</strong> Geld gef<strong>und</strong>en, aberich hab mich er<strong>in</strong>nert, daß der Herr im Evangelium spricht: »Suchetzuerst das Keich Gottes, alles übrige wird euch dazugegeben werden.«"138.Von e<strong>in</strong>em Freun<strong>des</strong>paar Amicus <strong>und</strong> Amelius.E<strong>in</strong>em vornehmen Grafen im Frankenlande <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em britannischenKitter wurde zu gleicher Zeit ihr erster Sohn geboren,<strong>und</strong> diese K<strong>in</strong>der glichen sich <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht vollkommen. DieVäter sandten ihre Söhne aus Frömmigkeit nach Rom, um sie dorttaufen zu lassen. In Lucca trafen sich die K<strong>in</strong>der, <strong>und</strong> sie strecktenihre Ärmchen, so gut sie konnten, e<strong>in</strong>ander entgegen <strong>und</strong> legtene<strong>in</strong>e w<strong>und</strong>erbare Zuneigung <strong>in</strong> ihren Gebärden an den Tag. InEom trafen sie zu gleicher Zeit e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> dort erfolgte ihre Taufe<strong>in</strong> würdiger Form. Der Papst hob sie selbst mit römischenAdligen aus der Taufe, <strong>und</strong> da sie e<strong>in</strong>ander so überaus ähnlichwaren, gab er ihnen zwei vollkommen gleiche kostbar vergoldeteBecher zum Geschenk. Dann wurden die K<strong>in</strong>der wieder heimgeschickt,ohne daß man sie auf dem Rückwege durch List vone<strong>in</strong>anderhätte trennen können. In den folgenden Jahren nahmensie zu an Tüchtigkeit, <strong>und</strong> die Zuneigung ihrer Landsleute zuihnen wurde immer größer. Als ihre Väter gestorben waren,empfanden sie große Sehnsucht nach e<strong>in</strong>ander. Der Grafensohnhieß Amelius, der Sohn <strong>des</strong> Ritters aber Amicus. Amicus nuntraf Anordnungen über se<strong>in</strong>en Besitz <strong>und</strong> suchte dann lange Zeitden Amelius. Endlich fand er ihn <strong>in</strong> Paris, <strong>und</strong> da sie sich <strong>in</strong>jeder Bezielmng völlig glichen, erkannten sie sich schnell. Baldwaren sie e<strong>in</strong> Herz <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Seele, <strong>und</strong> sie schworen sich Fre<strong>und</strong>schaft<strong>und</strong> traten geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> den Dienst <strong>des</strong> fränkischen Königs.Es begab sich aber nach e<strong>in</strong>iger Zeit, daß Amelius <strong>in</strong> Beziehungenzur Tochter <strong>des</strong> Königs trat. E<strong>in</strong> Ritter jedoch verdächtigte ihnbeim Könige <strong>und</strong> klagte ihn an. Und der König rief den Amelius<strong>und</strong> warf ihm se<strong>in</strong> Verbrechen vor. Amelius leugnet beständig<strong>und</strong> erbietet sich, sich von dem Vorwurfe durch e<strong>in</strong>en Zweikampfre<strong>in</strong>igen zu wollen. Inzwischen eröffnet er se<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong>e Amicusse<strong>in</strong>e Lage. Dieser tröstet ihn <strong>und</strong> spricht: „Kehre zurück <strong>in</strong>

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