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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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72lauten Worte vergeben. Und siehe, die selige Jungfrau erschienihm <strong>und</strong> tröstete den We<strong>in</strong>enden <strong>und</strong> sprach: „Fürchte dich nicht,du wirst e<strong>in</strong>e Stellung bekleiden, <strong>in</strong> der du alle de<strong>in</strong>e Jugendfre<strong>und</strong>e,ja alle Menschen überragen wirst." Und sie reichte ihme<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, aber überaus schöne Büchse. Darauf kam Thomaswieder zu sich <strong>und</strong> wollte weggehen. Se<strong>in</strong>e Gefährten aber erblicktenihn <strong>und</strong> bestanden von neuem darauf, er solle ihnen se<strong>in</strong>enSchmuck zeigen. Zuletzt nehmen sie die Büchse, die er <strong>in</strong> derHand hält, weg <strong>und</strong> öffnen sie. Da sehen sie zunächst e<strong>in</strong> wenigPurpur, <strong>und</strong> als sie den entfernen, kommt e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbar <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>gearbeitetes herrliches Meßgewand zum Vorsche<strong>in</strong>. Die K<strong>und</strong>edavon dr<strong>in</strong>gt zu dem Bischöfe von Canterbury, <strong>und</strong> er läßt Thomasvor sich kommen. Nachdem er die Wahrheit von ihm erfahrenhat, läßt er ihn auf se<strong>in</strong>e Kosten die Schule besuchen, denn erhat ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Herzen zu se<strong>in</strong>em Nachfolger ausersehen. Daserfüllte sich auch später.60.Von e<strong>in</strong>er Jungfrau Musa <strong>und</strong> dem himmlischen Reigen.Es schreibt der heilige Gregor <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Dialoge, daß e<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>e Jungfrau mit Namen Musa lebte, die leidenschaftlich gerntanzte, vor <strong>und</strong> nach dem Tanze aber der seligen Jungfrau Mariadie mannigfachsten Ehrenbezeugungen zu erweisen bemüht war.Als sie wieder e<strong>in</strong>mal betete, erschien ihr die Himmelskönig<strong>in</strong>mit e<strong>in</strong>er unzähligen Schar glänzender Jungfrauen, die e<strong>in</strong>enReigen aufführten, <strong>und</strong> fragte sie, ob sie mit jenen ihr gleichenJungfrauen ewige Freuden genießen wolle. Und als sie das bejahte,verlangte Maria, daß sie sich dreißig Tage lang vomirdischen Tanze enthielte; dann würde sie kommen <strong>und</strong> sie abholenzu den Freuden <strong>des</strong> Himmelreichs. Da überkam die Jungfrauherzliche Reue über ihr früheres Leben, <strong>und</strong> sie beichtete<strong>und</strong> nahm sich fest vor, ihr künftiges Leben zu ändern. Daraufkommt das himmlische Heer <strong>und</strong> führt sie unter heiligen Gesängenzu ihrem himmlischen Bräutigam. Daraus möge e<strong>in</strong> jeder entnehmen,wie nützlich es ist, wenn sich e<strong>in</strong> Mensch lange Zeitoder für immer von den Eitelkeiten der Welt fernhält, wenn dieseJungfrau von der seligen Jungfrau <strong>und</strong> Mutter Gottes <strong>in</strong> so kurzerZeit solchen himmlischen Lohn erlangen konnte.

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