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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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98nehm ist. Die fünfte ist, daß all me<strong>in</strong>en Dienern auf Erden <strong>und</strong>im Himmel der Lohn wird, den ich ihnen bestimme. Die sechsteist, daß ich, erhöht über alle Chöre der Engel, durch e<strong>in</strong>e besondereGnade <strong>des</strong> heiligen Geistes das Vorrecht erhalten habe,der Dreie<strong>in</strong>igkeit zunächst zu se<strong>in</strong>. Die siebente ist, daß ich gewißse<strong>in</strong> kann, daß me<strong>in</strong> Ruhm nicht abnehmen wird <strong>in</strong> Ewigkeit."85.Von e<strong>in</strong>er Witwe, die an Maria Lichtmess <strong>in</strong> den Himmelentrückt ward.E<strong>in</strong>e Witwe, die der seligen Jungfrau <strong>in</strong> Frömmigkeit ergebenwar, wohnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dorfe neben der Kirche. Die Kirchehatte ke<strong>in</strong>en eigenen Priester, sondern der Priester aus dem Nachbardorfekam zweimal <strong>in</strong> der Woche <strong>und</strong> an den Hauptfestenherüber <strong>und</strong> hielt den Gottesdienst. Am Feste Maria Lichtmeßnun hatte sich die Witwe, so gut sie es vermochte, auf die Anhörungder Messe vorbereitet, aber der Priester kam nicht. Daüberkam sie große Traurigkeit, <strong>und</strong> um die St<strong>und</strong>e, wo die Messestattf<strong>in</strong>den sollte, warf sie sich unter Tränen vor dem Altare nieder<strong>und</strong> betete. Da wurde sie im Geiste entrückt <strong>und</strong> sah sich mittenunter den Chören der Engel, <strong>und</strong> vor ihr stand <strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarerSchönheit jener oberste Priester, der Priester <strong>und</strong> Opfer zugleichist, der an Herrlichkeit die Söhne der Menschen überragt, <strong>und</strong> erwar bereit mit se<strong>in</strong>en Dienern, um die Messe zu lesen. Vor ihnwerden Kerzen zur Weihe gebracht, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e feierliche Prozessionmit brennenden Kerzen schließt sich daran. Nach der Kerzenweihewird jedem Anwesenden e<strong>in</strong>e Kerze überreicht. Der Engel, dersie austeilt, aber will an der Witwe vorbeigehen <strong>und</strong> ihr ke<strong>in</strong>eKerze geben, doch die selige Jungfrau macht ihm e<strong>in</strong> Zeichen,<strong>und</strong> die Witwe erhält ihre Kerze, die sie bis zum Ende der Messe<strong>in</strong> den Händen behält. Wie nun die Messe beendet ist <strong>und</strong> derhimmlische oberste Priester den Segen gespendet hat, da gehtder Engel wieder von e<strong>in</strong>em zum andern <strong>und</strong> sammelt die Kerzenwieder e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> auch zu der Witwe tritt er, um die ihr gegebeneKerze zurückzuverlangen. Doch diese weigert sich <strong>und</strong> bittet,man möge sie ihr lassen; aber der Engel ergreift die Kerze, um

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