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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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104sich mit ihnen freute. Unter anderen erblickte er auch e<strong>in</strong>enMenschen, <strong>des</strong>sen Gesicht düster <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Körper schwarz war.An se<strong>in</strong>er Nase war e<strong>in</strong> Zaum befestigt, an dem ihn die Teufelbald dah<strong>in</strong>, bald dorth<strong>in</strong> schleppten; se<strong>in</strong> Engel aber folgte ihmtraurig <strong>in</strong> der Ferne. Und Paulus schlug sich an die Brust <strong>und</strong>we<strong>in</strong>te über den Menschen. Da bitten ihn die Greise, er mögemit ihnen <strong>in</strong>s Kloster gehen <strong>und</strong> ihnen offenbaren, ob er etwasUnheilvolles an ihnen gesehen habe. Doch er wollte nicht <strong>und</strong>we<strong>in</strong>te weiter. Als aber der Gottesdienst zu Ende ist, sieht ersich um, ob die Menschen auch die Kirche <strong>in</strong> demselben Zustandeverlassen, <strong>in</strong> dem sie e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d. Der Mann aber, derschwarz e<strong>in</strong>getreten war, g<strong>in</strong>g mit klarem Angesichte <strong>und</strong> frohemMute h<strong>in</strong>aus, <strong>und</strong> neben ihm voll Freude se<strong>in</strong> Engel, währenddie Teufel ihm von weitem traurig folgen. Da erhebt sich Paulusvoll Freude <strong>und</strong> ruft, <strong>in</strong>dem er Gott preist: „Wie große Barmherzigkeit<strong>und</strong> Güte wohnt bei Gott!" Und er steigt auf e<strong>in</strong>enhöher liegenden Platz <strong>und</strong> ruft mit lauter Stimme: „Kommt <strong>und</strong>schauet die Werke <strong>des</strong> Herrn, wie er will, daß alle Menschenselig werden!" Und all denen die herbeikamen, um zu erfahren,was geschehen sei, erklärte er, wie er den Menschen gesehenhätte, bevor er <strong>in</strong> die Kirche trat, <strong>und</strong> wie er nachher ausgesehenhabe. Und er bat jenen Menschen, — es war e<strong>in</strong> Mönch — daßer ihm se<strong>in</strong>e Gedanken <strong>und</strong> Handlungen <strong>und</strong> die Wandlung, dieGott mit ihm vorgenommen habe, offenbare. Und dieser sprach:„Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Sünder <strong>und</strong> war lange den Sünden der Wollust ergeben.Doch als ich <strong>in</strong> die Kirche trat, vernahm ich die Worte,die Gott durch den M<strong>und</strong> <strong>des</strong> Jsaias spricht: »Ihr sollt re<strong>in</strong> se<strong>in</strong>.Leget ab eure bösen Gedanken vor me<strong>in</strong>en Augen. Lernet Gutestun; suchet den Herrn, solange er gef<strong>und</strong>en werden kann. Kommtdem Unterdrückten zu Hilfe. Und wenn eure Sünden rot wärenwie Scharlach, so sollen sie weiß werden wie Schnee.« Beidiesen Worten erseufzte icli <strong>und</strong> sprach: »Herr, du bist es, dergekommen ist, die Sünder zu erretten. Was du versprochen hastdurch den Propheten, erfülle es an mir armen Sünder. Ich gelobedir, daß ich fernerh<strong>in</strong> diese Sünde nicht mehr begehen will;ich entsage aller Ungerechtigkeit <strong>und</strong> will dir dienen mit re<strong>in</strong>emGewissen.« Mit diesem Vorsatze verließ ich die Kirche <strong>und</strong> warwillens, ke<strong>in</strong>e jener Sünden mehr zu begehen." Als das die An-

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