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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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160K<strong>in</strong>der dieser Welt von Wert s<strong>in</strong>d, werden jene, die daran ihreLust gef<strong>und</strong>en haben, nackt h<strong>in</strong>aus zum Galgen, das heißt <strong>in</strong> denewigen Tod geführt. Der schwer zu wandelnde Weg dagegens<strong>in</strong>d Beicht, Reue, Genugtuung, Buße, Gehorsam, Selbstzucht <strong>und</strong>freiwillige Armut. Wer dar<strong>in</strong> ausharrt, wird zum Himmelreiche<strong>und</strong> <strong>in</strong> die w<strong>und</strong>erbare Stadt geleitet <strong>und</strong> dort ewiglich gekrönt.166.Von e<strong>in</strong>emR<strong>in</strong>ge.E<strong>in</strong> Sünder lebte viele Jahre <strong>in</strong> Schande mit se<strong>in</strong>er Schwester<strong>und</strong> hatte mehrere K<strong>in</strong>der von ihr.Als sie e<strong>in</strong>st mit vielen anderenSündern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hause weilten, kam e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler <strong>und</strong> blickteh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Jener Sünder <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Schwester sahen ihn <strong>und</strong>fürchteten, daß Gott den heiligen Mann gesandt habe, um sie zustrafen. Da wollten sie entfliehen. Der E<strong>in</strong>siedler aber sprach:„Niemand verlasse das Haus; denn ich b<strong>in</strong> gesandt, euch dasWort <strong>des</strong> Heils zu künden." Und er trat e<strong>in</strong> <strong>und</strong> predigte Buße.Das sündige Paar aber wurde dadurch zu <strong>in</strong>nigster Reue gerührt,<strong>und</strong> sie beichteten unter Tränen ihre Sünden. Darauf sprach derE<strong>in</strong>siedler: „Da ich eure Reuetränen sehe, lege ich euch nur e<strong>in</strong>eger<strong>in</strong>ge Buße auf." Der Sünder aber trug an se<strong>in</strong>er Hande<strong>in</strong>en teuren R<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> kostbarer Ste<strong>in</strong> war. Und derE<strong>in</strong>siedler sprach zu ihm: „Laß de<strong>in</strong>e Tränen auf den R<strong>in</strong>gfallen, <strong>und</strong> wenn e<strong>in</strong>e dieser Tränen zu e<strong>in</strong>er Gemme wird, dannwisset, daß euer Frevel gesühnt ist. Du sollst jedoch zum heiligenVater, dem Papste, nach Rom gehen; der wird dir sagen, ob ese<strong>in</strong>e heilsame Buße ist, die ich euch auferlegte." Der Sünderentgegnete: „Heiliger Vater, wie soll sich e<strong>in</strong>e Träne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enEdelste<strong>in</strong> wandeln können? Das ist e<strong>in</strong> nie gehörtes W<strong>und</strong>er."Darauf trat er se<strong>in</strong>e Pilgerfahrt an, <strong>und</strong> nach sieben Jahren kamer auf mühevoller Fahrt nach Rom. Und als er se<strong>in</strong>e Sündenvor dem Papste bekannt hatte, sprach dieser: „Es ist wahrliche<strong>in</strong> heiliger Mann gewesen, der euch diese Buße auferlegte." Under sprach wiederum: „Glaubst du, daß ich dir de<strong>in</strong>e Sünden vergebenkann?" Der Sünder erwiderte: „Ich glaube es, Herr. Undwenn du mir auferlegtest, auch nur e<strong>in</strong> Ave zu beten oder e<strong>in</strong>en

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