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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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203warum du diesen Bruder nicht besprengst." Und sie erwiderte ihm:„Ich b<strong>in</strong> die Mutter Gottes <strong>und</strong> komme ,die Brüder zu besuchen.Jenen Bruder habe ich <strong>des</strong>wegen nicht besprengt, weil er dazunicht vorbereitet ist. Geh <strong>und</strong> sage ihm, er solle sich vorbereiten.Ich habe diesen Orden besonders lieb <strong>und</strong> zwar hauptsächlich <strong>des</strong>wegen,weil ihr alles, was ihr tut oder sagt, mit e<strong>in</strong>em Marienlobbeg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> beendet. Deswegen liab ich für euch bei me<strong>in</strong>emSohne die Gnade erbeten, daß <strong>in</strong> diesem Orden niemand lange <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Todsünde verweilen kann, ohne daß man es merkt oder ersie büßt oder aus dem Kloster entfernt wird, damit er me<strong>in</strong>enOrden nicht befleckt." Nach diesen Worten verschwand Maria.Die Brüder aber besserten sich <strong>in</strong> allen ihren Fehlern <strong>und</strong> dientenGott <strong>und</strong> der seligen Jungfrau <strong>in</strong> wahrer Frömmigkeit.193.FrauWelt.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> vornehmer Kitter, der se<strong>in</strong>em Stande <strong>in</strong> allense<strong>in</strong>en Handlungen Ehre machte <strong>und</strong> der Welt diente. Und waser um <strong>des</strong> eitlen Weltruhmes oder um äußerer Ehren willen tunmußte, dazu war er mit all se<strong>in</strong>en Kräften von ganzem Herzenbereit. Zu jedem Lanzenbrechen <strong>und</strong> Speerkampfe, zu jeder ritterlichenÜbung, dieihm das Lob <strong>und</strong> den Kuhm der Welt e<strong>in</strong>brachte,war er geneigt. Als er so lange Jahre der Welt <strong>und</strong> ihrer Eitelkeitgedient hatte <strong>und</strong> alles, was <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kraft stand, um der Weltw^illen getan hatte, ritt er e<strong>in</strong>st, um e<strong>in</strong>en Preis zu err<strong>in</strong>gen, ane<strong>in</strong>en Ort, avo viele Edle zusammenkommen sollten. Es traf sichaber, daß er durch e<strong>in</strong>en schönen Wald reiten mußte. Dort begegneteihm e<strong>in</strong> herrliches Weib, so schön, daß es ihm war, alshätte er nie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben e<strong>in</strong> schöneres gesehen. Und er warbei ihrem Anblick so befangen, daß er sogar vergaß, sie zu grüßen.Die schöne Frau aber redete ihn an: „Herr Ritter, warum versagtihr mir euren Gruß?" Da erwiderte der Eitter: „Sei gegrüßt,herrliche Frau". Dann fragte er sie, wer sie wäre. „Ich b<strong>in</strong> jeneFrau", antwortete sie, „für die ihr so manche Heldentat verrichtethabt, der ihr so manchen Dienst erwiesen habt." „0 wie leid istes mir", sprach der Ritter, „daß ich für e<strong>in</strong>e so edle <strong>und</strong> sow<strong>und</strong>erbare Frau nie e<strong>in</strong>en Speer- <strong>und</strong> Lanzengang im Turnier

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