12.07.2015 Aufrufe

Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

170draußen bleiben muß, der wird sogleich von Teufeln gepackt <strong>und</strong><strong>in</strong> e<strong>in</strong> ungeheures Feuer geworfen. Das arme Weib will nun auch<strong>in</strong> die Kirche treten, um sich zu retten; doch als sie schon dene<strong>in</strong>en Fuß über die Schwelle setzt, kommt Jesus mit Maria, se<strong>in</strong>erMutter, <strong>und</strong> stößt die Sünder<strong>in</strong> voll Zorn h<strong>in</strong>aus. Da spricht dasarme Weib, wie sie gewöhnt ist, den Namen Jesu aus. — Es stehtaber geschrieben: E<strong>in</strong>e löbliche Gewohnheit ist die beste Deutung<strong>des</strong> Gesetzes. — Jesus befiehlt den Teufeln, sie <strong>in</strong>s Feuer zuwerfen. Doch als dieses geschehen ist, wendet sich Maria zu ihremSohne <strong>und</strong> bittet ihn mit sanfter Stimme: „0 allerliebster Sohn,nie habe ich dich so unbarmherzig gesehen, daß du Sünder derPe<strong>in</strong> überliefert hättest, für die du de<strong>in</strong> Blut am Kreuze vergossenhast. Noch hast du jeden, der de<strong>in</strong>en Namen anrief, gerettet."Der Sohn aber erwidert: „0 liebe Mutter, wie kann diese Dirnedie mich durch ihre Sünden so schwer beleidigte <strong>und</strong> mir so vieleSeelen entfremdet hat, es wagen, <strong>in</strong> die Kirche e<strong>in</strong>zutreten?" Alsdie Sünder<strong>in</strong> die grausamen Schmerzen <strong>des</strong> Feuers fühlt, beg<strong>in</strong>ntsie Jesus <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Mutter mit solchen Worten anzurufen: „HerrJesus, me<strong>in</strong> Heiland, hilf mir, daß ich errettet werde aus dieserNot, daß ich nicht diesen grausamen Tod erleide. Komm mirauch du zu Hilfe, erhabene Mutter der ganzen Christenheit, Maria,voll der Barmherzigkeit, du Helfer<strong>in</strong> aller Sünder, daß ich gerettetwerde <strong>in</strong> der St<strong>und</strong>e me<strong>in</strong>es To<strong>des</strong>." Da spricht Maria zu ihremSohne: „0 du me<strong>in</strong> geliebter Sohn, hör die Bitten der Sünder<strong>in</strong>."Und der Sohn erbarmt sich über sie <strong>und</strong> befiehlt, sie aus demFeuer herauszuholen <strong>und</strong> sie frei zu lassen. Das Weib aber hatim Traume so laut aufgeschrien, daß das ganze Ges<strong>in</strong>de vom Guteherausgelaufen kommt. Man eilt erschreckt zur Scheune <strong>und</strong> f<strong>in</strong>detdortdas Weib am ganzen Körper verbrannt <strong>und</strong> schwarz wie Kohle.Als sie sich e<strong>in</strong> wenig erholt hat, schickt sie nach dem Beichtvater<strong>und</strong> bekennt aufrichtig ihre Sünden. Dann erzählt sie, was sieerlebt hat. Bis zu ihrem Tode aber blieb sie schwarz wie e<strong>in</strong>Neger. Und sie lebte von nun an so eifrig im Dienste Gottes., daßsich viele Sünder an ihr e<strong>in</strong> Beispiel nahmen <strong>und</strong> bekehrt mit ihrden Namen Jesu anriefen <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> das Keich Gottes.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!