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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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26Strafe Gottes verließen sie alle mit ihm die Burg. Mit E<strong>in</strong>bruchder Nacht aber fiel Feuer vom Himmel wie e<strong>in</strong>st über Sodoma<strong>und</strong> Gomorra <strong>und</strong> verzehrte die Burg mit all denen, die nochdar<strong>in</strong> geblieben waren. wie furchtbar ist e<strong>in</strong> solcher Mord <strong>und</strong>solche menschliche Bosheit ! Wie viel verabscheuungswürdiger aber<strong>und</strong> fluchwürdiger ist die Verstocktheit, daß ihm nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>den dreißig Jahren für e<strong>in</strong>en so schweren Frevel der Gedanke andie Buße kam! wie unfaßbar ist die Verblendung jenes Menschen,daß er nicht e<strong>in</strong>mal von der Keue ergriffen wurde <strong>und</strong> sich nichtbekehrte, als er <strong>in</strong> so w<strong>und</strong>erbarer Weise das Grab <strong>des</strong> Ermordetensich öffnen sah ! Himmelschreiend ist es, daß er sich nicht zum Herrnbekehrte, der ihm so lange Zeit zur Buße gegeben hatte, <strong>und</strong> daßer sich auch dann noch nicht besserte, als er den Mann vor sicherblickte, dem der ermordete Graf das Augenlicht gegeben hatte!8.Der himmlische Lohn der Jungfrauen.Wir lesen, daß e<strong>in</strong>st drei fromme Schwestern lebten, vondenen die e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e Jungfrau, die beiden anderen aber Witwenwaren. Diese hatten sich gegenseitig das Versprechen gegeben, daßdie beiden, die früher sterben würden, wenn es nicht gegen GottesWillen wäre, der dritten ersche<strong>in</strong>en sollten, die sie überlebte. Zuerststarb die Jungfrau; nicht lange darauf auch die e<strong>in</strong>e Witwe.Als nun e<strong>in</strong>es Tages die überlebende Witwe im Gebete verweilte,erschien ihr die verstorbene verwitwete Schwester <strong>in</strong> lichtem Gewände<strong>und</strong> verklärten Angesichtes <strong>und</strong> sprach: „Gepriesen sei derTag, an dem ich geboren ward, da mir me<strong>in</strong> Erdenleben e<strong>in</strong> Lebenim Jenseits verdiente, wie es ke<strong>in</strong> Auge gesehen <strong>und</strong> ke<strong>in</strong> Ohr gehört<strong>und</strong> von dem ke<strong>in</strong> Menschenherz auch nur den ger<strong>in</strong>gsten Teilder himmlischen Freuden ausdenken kann. Und auch dir s<strong>in</strong>dsolche Freuden bereit." Die Lebende spricht: „Was kannstdu mir von unserer Schwester erzählen?" Die Verstorbene abererwidert: „Ke<strong>in</strong>es Menschen Zunge vermag auch nur die ger<strong>in</strong>gsteder Freuden zu schildern, die sie genießt. Von dem Kranze, densie zu tragen verdient hat, habe ich dir e<strong>in</strong>e Blüte mitgebracht,damit du auch Teil hast an ihrer Seligkeit." Mit diesen Wortenzeigte sie ihr e<strong>in</strong>e überaus schöne Blüte; damit zeichnete sie

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