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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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202191.Von e<strong>in</strong>em Priester, der zu selten beichtete.Es wird uns von e<strong>in</strong>em Priester erzählt, der von Jugend anre<strong>in</strong>en Herzens blieb, der aber, weil er frei von Sünden war, nichtwie es bei den Priestern Sitte ist, zwei- oder dreimal im Monat,sondern nur e<strong>in</strong>mal im Jahre beichtete. In e<strong>in</strong>er Nacht geschahes, daß dieser Priester vor das Gericht Gottes entrückt wurde. Eswar ihm, als erblicke er Christus auf e<strong>in</strong>em Throne auf e<strong>in</strong>emhohen Berge <strong>und</strong> neben ihm die Jungfrau Maria. Die ganze Weltaber stand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tale,<strong>und</strong> jeder e<strong>in</strong>zelne mußte vor dem Eichterersche<strong>in</strong>en.Nach <strong>des</strong>sen Urteile wurden e<strong>in</strong>ige zur ewigen Seligkeit,andere aber zur ewigen Qual, wieder andere zum Fegefeuer geführt.Und auch jener Priester wurde vor den Richter gestellt<strong>und</strong> dazu verurteilt, <strong>in</strong>s Fegefeuer zu kommen. Da legte die seligeJungfrau Fürbitte für ihn e<strong>in</strong> <strong>und</strong> sprach zum Herrn: „Warum,lieber Sohn, schickst du ihn dah<strong>in</strong>? Er ist e<strong>in</strong> zarter Jüngl<strong>in</strong>g<strong>und</strong> wird solche Fe<strong>in</strong>en nicht ertragen. Er war von Jugend aufre<strong>in</strong>en Herzens <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong> Priester <strong>und</strong> hat dir treu gedient <strong>und</strong>täglich am Altare de<strong>in</strong>en hochheiligen Leib gewandelt." Christuserwiderte : „Ich tue es <strong>des</strong>halb, weil er so selten beichtete. Aberauf de<strong>in</strong>e Bitten will ich ihm noch e<strong>in</strong>mal verzeihen." Der Priesterkam wieder zu sich, mied von da an diesen Fehler <strong>und</strong> erzähltevielen Geistlichen, was er gesehen hatte. Und auch sie bessertenihr Leben, legten viele Fehler ab <strong>und</strong> erlangten so das ewigeLeben. Das verleihe auch uns Gott der Vater usw.192.Warum Maria e<strong>in</strong>en Mönch nicht mit Weihwasser besprengte.Im Leben der Väter lesen wir, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Bruder im Gebetvor se<strong>in</strong>em Bette stand. Da sah er, wie die selige Jungfrau vone<strong>in</strong>igen Jungfrauen begleitet durch den Schlafsaal schritt <strong>und</strong> dieBrüder <strong>und</strong> ihre Zellen aus e<strong>in</strong>em Weihwasserkessel, den e<strong>in</strong>eJungfrau trug, besprengte. An der Zelle e<strong>in</strong>es Bruders aber g<strong>in</strong>gsie vorüber, ohne ihn zu besprengen. Der Mönch, der diese Visionhatte, eilte h<strong>in</strong>, fiel der seligen Jungfrau zu Füßen <strong>und</strong> sprach:„Ich beschwöre dich, himmlische Frau, sage mir, wer du bist, <strong>und</strong>

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