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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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111auch mir, Herr, de<strong>in</strong> Paradies, wie du denen verheißen hast, diede<strong>in</strong>en Namen bekennen. Ich bekenne mich schuldig aller Vergehen.Ich habe gesündigt, Herr, ich habe unrecht gehandelt,ich habe Böses getan.«" So betete er we<strong>in</strong>end <strong>und</strong> klagend, dannstreckte er se<strong>in</strong>e Arme aus <strong>und</strong> rief: „Herr aller D<strong>in</strong>ge, höre,was me<strong>in</strong> M<strong>und</strong> spricht. So wahr es ist, daß ich diese Wortebete, so wahr ist es, daß ich A^or dir e<strong>in</strong> öifentlicher Sünder b<strong>in</strong>."Darauf rief er noch lauter: „Lob sei dem Gotte, den du preisest,Weib! Ich sehe nichts Furchtbares, nichts Höllisches, ke<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>enmehr. Dank sei dir, gütigster Gott ; die Fülle de<strong>in</strong>er Erbarmungist größer als alle Ungerechtigkeit der Sünder." Und siehe, e<strong>in</strong>eStimme kam vom Himmel, die sprach: „Du hast mich den Gütigengenannt, daher will ich dich <strong>in</strong> Güte aufnehmen." Getröstetdurch diese Stimme gab er se<strong>in</strong>en Geist auf. Nach drei Tagenaber erschien der Mann se<strong>in</strong>em Weibe <strong>und</strong> sprach: „Ich wohneim Paradiese, <strong>und</strong> bald wirst du mir folgen."100.Von dem Nutzen der Krankheit für die Seele.E<strong>in</strong> Kranker bat e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>en Mönch, er möge für ihn zumHerrn beten, daß er von se<strong>in</strong>er Krankheit erlöst werde. Da fragteihn der Mönch: „Sag mir, Bruder, <strong>in</strong> welchem Zustande richtestdu de<strong>in</strong>e Gedanken mehr auf Gott, wenn du ges<strong>und</strong> bist, oderwenn du krank liegst?" Und der Kranke erwiderte: „Wenn michdie Krankheit plagt, sehnt sich me<strong>in</strong> ganzer Geist nach Gott,wenn ich mich aber ges<strong>und</strong> fühle, gehe ich ganz <strong>in</strong> irdischenGedanken auf." Darauf spricht der fromme Mönch: „Dann bitteGott, daß er dir den Zustand beschere, <strong>in</strong> dem du ihn mehrfürchtest <strong>und</strong> <strong>in</strong> dem du demütiger wirst." Daher heißt es:Die Krankheit weist gar bald auf Gott die Seele h<strong>in</strong>;Bist du ges<strong>und</strong>, dann wendet sich von Gott de<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n.101.Von e<strong>in</strong>em Räuber, der sich am Karfreitage bekehrte.E<strong>in</strong> Räuber kam e<strong>in</strong>st am Karfreitage aus dem Walde heraus,<strong>in</strong> dem er lange Zeit se<strong>in</strong> Eäuberleben geführt hatte, <strong>und</strong> sah,wie viele Menschen mit bloßen Füßen zu den heiligen Stätten

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