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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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143141.Von e<strong>in</strong>em Bischöfe, der se<strong>in</strong>e Mutter <strong>in</strong> vornehmer Kleidungnicht {(ennen wollte.E<strong>in</strong> armes Weib hatte e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Sohn, den sie die Schulebesuchen ließ. Als dieser älter wurde, verließ er die Mutter <strong>und</strong>g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong> frem<strong>des</strong> Land. Dort machte er solche Fortschritte,daß er zum Bischof gewählt wurde. Als das die Mutter hörte,suchte sie ihn auf. Sie war aber <strong>in</strong> ärmlicher Kleidung. Undbevor sie vor ihren Sohn trat, erzählte sie ihrer Herbergs wirt<strong>in</strong>,wer sie war. Diese freute sich, <strong>und</strong> da sie die Gunst <strong>des</strong> Bischofszu gew<strong>in</strong>nen hoffte, pflegte sie das Weib mehrere Tage, dann gabsie ihr kostbare Kleider <strong>und</strong> führte sie vor den Bischof, <strong>in</strong>dem siesprach: „Das ist eure Mutter." Der Bischof erkannte sie zwar,aber er ließ es nicht merken <strong>und</strong> erklärte öffentlich, daß sie nichtse<strong>in</strong>e Mutter sei. Das arme Weib we<strong>in</strong>te <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g weg. DieHerbergswirt<strong>in</strong> nahm ihr alsbald die kostbaren Gewänder wiederweg <strong>und</strong> schickte die Unglückliche nach e<strong>in</strong>igen Tagen wieder zumBischöfe. Dieser erhob sich sogleich, eilte se<strong>in</strong>er Mutter entgegen<strong>und</strong> umarmte sie mit den Worten: „Das Weib, das unlängst dawar, war nicht me<strong>in</strong>e Mutter. Diese hier aber ist es. Denn ichb<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es armen Weibes Sohn." Durch diese Handlungsweise erwarber sich die Wertschätzung aller, die ihn kannten.142.Von e<strong>in</strong>em <strong>und</strong>ankbaren Sohne, dem e<strong>in</strong>e Kröte <strong>in</strong>s Gesicht sprang.Es lebte e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> der Diözese Ronen e<strong>in</strong> Ehepaar, das e<strong>in</strong>en Sohnhatte, dem es all se<strong>in</strong> Besitztum überließ, als er heiratete. Dadurchaber gerieten die Eltern schließlich <strong>in</strong> äußerste Armut.E<strong>in</strong>es Tages sprach das Weib zu se<strong>in</strong>em Manne: „Geht zu unsermSohne." Als der Vater zu dem Hause se<strong>in</strong>es Sohnes kam, sah er,daß e<strong>in</strong> großer Braten hergerichtet wurde. Er klopft an die Tür.Der Sohn, der am Tische sitzt; hört an der Stimme, daß es se<strong>in</strong>Vater ist, <strong>und</strong> versteckt alsbald den Braten. Dann fragt er denVater, weswegen er gekommen sei. Dieser antwortet: „Ich b<strong>in</strong>ganz schwach <strong>und</strong> hungrig, <strong>und</strong> da ich sah, daß du e<strong>in</strong>en Braten

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