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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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97war damit beauftragt. E<strong>in</strong>st aber gehen Juden an der Kirchevorbei <strong>in</strong> ihren We<strong>in</strong>berg. Da hören sie <strong>in</strong> dem Gesänge jenenVers: „Es werde zuschanden der unselige Jude." Das ärgertsie, <strong>und</strong> sie locken den Schüler vorsichtig <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>berg <strong>und</strong>ermorden ihn. Doch als die Juden fortgegangen s<strong>in</strong>d, kommtdie selige Jungfrau <strong>und</strong> erweckt den Knaben <strong>und</strong> befiehlt ihm,von neuem unerschrocken ihr Lob zu s<strong>in</strong>gen. Wie nun die Judenwieder die Stimme <strong>des</strong> Knaben hören, da sprechen sie voll Erstaunenzue<strong>in</strong>ander: „Wie kommt es, wir hören den Knaben, denwir getötet haben? Nun lebt er wieder!" Da erzählt der Knabe,wie er von den Händen der Juden getötet <strong>und</strong> von der König<strong>in</strong>der Barmherzigkeit wieder vom Tode erweckt worden ist. Undviele Juden wurden durch das W<strong>und</strong>er zum wahren Glauben bekehrt<strong>und</strong> sagten Lob <strong>und</strong> Preis der seligen Jungfrau Maria.84.Wie e<strong>in</strong>em Mönche die sieben Freuden Marias offenbart wurden.Es lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Mönch, der aus Verehrung für die seligeJungfrau e<strong>in</strong> Versgebet zu den Freuden Marias verfaßte <strong>und</strong> mitgrößter Andacht diese Freuden im Gebete betrachtete, nämlichdie Freude, die sie hatte bei der Verkündigung, bei der Geburt,bei der Auferstehung, bei der Himmelfahrt Christi <strong>und</strong> bei ihrer'eigenen Aufnahme <strong>in</strong> den Himmel. Diesem Mönche erschiene<strong>in</strong>st die selige Jungfrau <strong>und</strong> sprach: „Warum macht dir nurdie Betrachtung der Freuden, die ich e<strong>in</strong>stens genoß, Vergnügen,warum denkst du nicht an die, die mir jetzt bereitet s<strong>in</strong>d? Lobemich wegen dieser Freuden, <strong>und</strong> dann wirst du me<strong>in</strong>em Sohnewohlgefällig se<strong>in</strong>. Die erste Freude ist, daß der Thron <strong>und</strong> dieFülle me<strong>in</strong>es Kuhmes den Kuhm aller Engel,Erzengel <strong>und</strong> Heiligenübersteigt. Die zweite ist, daß sowie durch die Sonne der Tag,durch mich das ganze himmlische Herr erleuchtet wird <strong>und</strong> sicham Glänze me<strong>in</strong>er Gegenwart erfreut. Die dritte ist, daß miralle Himmelsbürger gehorchen <strong>und</strong> mich staunend verehren alsdie Mutter <strong>des</strong> höchsten Königs. Die vierte ist, daß der Wille<strong>des</strong> höchsten Gottes e<strong>in</strong>s ist mit dem me<strong>in</strong>igen <strong>und</strong> mir die heiligeDreie<strong>in</strong>igkeit <strong>in</strong> Huld <strong>und</strong> Güte gewährt, was me<strong>in</strong>em Willen ge-Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 7

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