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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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7361.Von dem Marienbilde, das St. Lucas malte.Wie Jesus Christus der schönste <strong>und</strong> herrlichste unter denK<strong>in</strong>dern der Menschen gewesen ist, so war auch die allerseligsteJungfrau Maria die schönste der Frauen; <strong>und</strong> wer sie anblickte,empfand himmlische Wonne. Daher beschlossen die Apostel ausVerehrung <strong>und</strong> Liebe zu ihr, ihre Züge der Nachwelt durch e<strong>in</strong>Gemälde zu überliefern, <strong>und</strong> trugen dem heiligen Lucas auf, e<strong>in</strong>getreues Abbild ihres Angesichtes zu meißeln oder zu malen.Zwar konnte auch St. Lucas die w<strong>und</strong>erbare Schönheit <strong>des</strong> Antlitzes<strong>und</strong> die Anmut <strong>und</strong> Würde ihrer Gestalt nur andeuten; denne<strong>in</strong> irdischer Künstler konnte weder damals noch wird er je <strong>in</strong>Zukunft die Frau, die als würdige Arche' <strong>des</strong> neuen Bun<strong>des</strong> <strong>und</strong>Thron <strong>des</strong> höchsten Königs von der göttlichen Weisheit gebildetworden ist, würdig abbilden können; aber die Apostel waren hochbeglücktdavon <strong>und</strong> sagten Gott Dank dafür. Nachdem nun dieselige Jungfrau Maria <strong>in</strong> ihrer Herrlichkeit <strong>in</strong> den Himmel aufgefahrenwar, wurde das Marienbild auf göttliches Geheiß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>Kloster übertragen, das davon das Kloster zur heiligen Maria genanntwurde, <strong>und</strong> dort <strong>in</strong> der Kirche aufgestellt. Später bestimmtene<strong>in</strong>ige Geistliche am Lateran den Papst Sergius, dasBild dah<strong>in</strong> übertragen zu lassen. Aber der Papst erhielt vomHimmel dafür e<strong>in</strong>e Warnung, <strong>und</strong> das Bild kehrte von selbstwieder zur Ehre <strong>des</strong> Klosters dorth<strong>in</strong> zurück <strong>und</strong> wird von derÄbtiss<strong>in</strong> <strong>und</strong> den Klosterfrauen zum Lobe Gottes <strong>und</strong> der allerseligstenJungfrau, se<strong>in</strong>er Mutter, treu behütet. Und der Papsthörte unverzüglich davon <strong>und</strong> stattete jenen Ort mit Privilegienaus, <strong>und</strong> mit Recht; denn dem Orte, der zunächst das ReichGottes gesucht hat <strong>und</strong> den die selige Jungfrau mit ihrer Gegenwartauszeichnete, gebührt auch jeder irdische Vorzug.62.Von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>äugigen Ritter, der e<strong>in</strong>en Juden ohrfeigte.E<strong>in</strong> frommer <strong>und</strong> gelehrter Ritter hatte die Gewohnheit, dieMesse zu Ehren Marias anzuhören, so oft er nur konnte. Als ere<strong>in</strong>mal an e<strong>in</strong>er Kirche vorüberg<strong>in</strong>g, hörte er, wie man dar<strong>in</strong> denfeierlichen Hymnus anstimmte; Gegrüßet seist du, selige Gottes-

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