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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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65überzeugt worden war, erhob sie die Hände zum Himmel <strong>und</strong>gelobte, zu Ehren Gottes <strong>und</strong> der seligen Jungfrau Maria denTanz meiden zu wollen. Ihre Eltern aber waren voll Freudeüber diesen glücklichen Vorsatz <strong>und</strong> baten auf ihr Verlangen h<strong>in</strong>um die Erlaubnis, daß sie e<strong>in</strong> Ordenskleid anlegen dürfe. Sodiente sie drei Jahre lang im Hause ihrer Eltern demütig <strong>und</strong><strong>in</strong> voller H<strong>in</strong>gabe den Menschen. Im vierten Jahre aber wirdsie von e<strong>in</strong>em schweren Fieber ergriffen <strong>und</strong> ihr Leben von denIhrigen aufgegeben. Und als sie von ihren Fre<strong>und</strong>en ermahntwurde, die letzte Ölung zu empfangen, da sprach sie starkenGlaubens <strong>und</strong> voll Frömmigkeit: „Laßt mir die Ölung nicht ehergeben, bis me<strong>in</strong> geistlicher Vater <strong>und</strong> Beichtvater kommt; ich b<strong>in</strong>gewiß, daß ich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Abwesenheit nicht sterbe. Denn ichhabe me<strong>in</strong>en Bräutigam Jesus Christus darum gebeten, daß ichsolange leben darf, <strong>und</strong> er hat es mir gewährt." Und siehe, andemselben Tage kommt jener Bruder, ohne daß er etwas vonihrer Krankheit weiß, aus fernen Gegenden <strong>in</strong> das Haus ihresVaters, wo er freudig aufgenommen <strong>und</strong> reichlich bewirtet wird.Die Jungfrau aber spricht zu ihm; „Heiliger Vater, bald soll ichdieses gebrechliche Leben verlassen; gebt die Erlaubnis, daß ichdie letzte Ölung erhalte." Man reichte ihr die Kommunion <strong>und</strong>gab ihr die Ölung. Sie aber hielt unter<strong>des</strong>sen unausgesetzt ihreAugen auf den Himmel gerichtet. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit spricht siezu dem Bruder mit heiterem Antlitz: „Heiliger Vater, ihr habtmir versprochen, daß ich <strong>in</strong> den Himmel aufgenommen werdensoll. Ich bezeuge euch, daß sich dieses Versprechen erfüllt hat.Denn schon sehe ich Jesum Christum, me<strong>in</strong>en Herrn, <strong>und</strong> se<strong>in</strong>eselige Mutter mit der Schar der Jungfrauen, die mit mir denReigen aufführen sollen. Daher lobet den Herrn, daß ich je geborenwurde. Ich fühle jetzt unsagbare Schmerzen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>emLeibe, aber diese Strafe soll bald e<strong>in</strong> Ende nehmen, <strong>und</strong> dannwerde ich ohne Buße im Fegefeuer alsbald zum Himmel emporschweben."Und unter den Augen aller Anwesenden, die vorFreude we<strong>in</strong>ten, verschied sie <strong>in</strong> himmlischer Wonne.51.Von e<strong>in</strong>em Ritter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Mädchen mit Namen Maria.E<strong>in</strong> Ritter erblickte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> schönes Mädchen, das er aufder Straße ergriff <strong>und</strong> mitnahm, damit sie ihm zu Willen wäre.Klapper, Ei/äliluugeu <strong>des</strong> Miltelalteis v*

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