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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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6247.Die W<strong>und</strong>er der Geburtsnacht Christi.Zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria, die nicht nurohne Schmerzen <strong>und</strong> ohne ihre Jungfräulichkeit zu verlieren,sondern sogar <strong>in</strong> höchsten Ehren ihr K<strong>in</strong>d geboren hat, berichtenwir die folgenden wahrhaftigen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Chroniken aufgezeichnetenW<strong>und</strong>er.Als die Römer auf dem ganzen Erdkreise die Völker unterworfenhatten <strong>und</strong> überall Frieden herrschte, da beschlossen sie,den Frieden als Gott zu verehren <strong>und</strong> ihm e<strong>in</strong>en prächtigen Tempelzu erbauen. Und die Senatoren fragten bei e<strong>in</strong>igen Philosophenan, wie lange dieser Tempel stehen würde, <strong>und</strong> die Sibylle antwortete:er würde stehen, bis e<strong>in</strong>e Jungfrau e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gebärenwürde. Als sie das vernahmen, glaubten sie, der Tempel würde<strong>in</strong> Ewigkeit stehen, da es <strong>und</strong>enkbar sei, daß e<strong>in</strong>e Jungfrau Mutterwerde, <strong>und</strong> so nannten sie den Tempel Tempel der Ewigkeit. Alsaber der Sohn Gottes von der allerseligsten Jungfrau Maria geborenwurde, da stürzte der Tempel alsbald zusammen <strong>und</strong> bezeugteso die Geburt Christi aus der Jungfrau. Zugleich vers<strong>in</strong>nbildetejener Tempel Christum selbst, der den Tempel se<strong>in</strong>esLeibes später zerstören wollte <strong>und</strong> der der ewige Friede war.Und das geschah später auch, als er sich zu Tode verurteilen ließ,um se<strong>in</strong>e Gläubigen zu Tempeln zu machen, damit sie als wahreVerehrer den Vater anbeteten im Geiste <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Wahrheit.Zu der gleichen St<strong>und</strong>e entsprang <strong>in</strong> Rom e<strong>in</strong> Ölbrunnen,der überströmte <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> den Tiber ergoß, wodurch angedeutetwurde, daß von der seligen Jungfrau die Überfülle der Erbarmungausgeströmt sei, Christus, den Gott der Vater vor allen anderengesalbt hatte mit dem Öle der Freude, der nun selbst alle Krankenmit dem Öle se<strong>in</strong>er überfließenden Barmherzigkeit erquicken sollte.Der Kaiser Oktavian aber betrachtete den Himmel. Da saher <strong>in</strong> den Lüften e<strong>in</strong>e königliche Jungfrau, die e<strong>in</strong> königlichesK<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihren Händen trug. Und aus diesem Gesichte folgerteer, daß jemand geboren werden sollte oder schon geboren sei, dergrößer wäre als er. Daher ließ er verkünden, daß er von nunan nicht mehr Cäsar oder Herr der Welt, sondern Augustus genanntwerdenwolle.

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