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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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209habe ich dem Priester den Zehnten von me<strong>in</strong>en Feldern <strong>und</strong>Gütern vorenthalten; zweitens habe ich mit me<strong>in</strong>en GefährtenFische aus den Gewässern der Mönche geraubt; drittens habe ichauf me<strong>in</strong>en Jagden die Saaten der Armen mit me<strong>in</strong>en H<strong>und</strong>envernichtet." Darauf entgegneten die Bauern, die so von ihm geschädigtworden waren: „Warum solltet ihr <strong>des</strong>wegen verdammtwerden, Herr, da wir euch diese Schuld aufrichtigen Herzens verziehenhaben?" Er jedoch sprach: „Eure Verzeihung reicht nichtaus, um mich zu retten, da ich reich genug b<strong>in</strong>, Ersatz zu leisten;daher durfte ich mich mit eurem Verzicht nicht zufrieden geben."Mit diesen Worten befahl er, daß man von se<strong>in</strong>em Gute denSchaden ersetze, <strong>und</strong> so verschied er <strong>in</strong> Frieden.196.Maria rettet e<strong>in</strong>en Enthaupteten vor der Hölle.In der Gegend um Rom lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Räuber, der vieleMenschen tötete. E<strong>in</strong>st schlief er am Meeresgestade; da fandenihn se<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>de, <strong>und</strong> sie eilten herbei <strong>und</strong> schlugen ihm dasHaupt ab. Das Haupt aber rollte <strong>in</strong>s Tal h<strong>in</strong>unter <strong>und</strong> rief ohneUnterlaß mit angstvoller Stimme: „Heilige Jungfrau Maria, gib,daß ich aufrichtig beichten kann." Da der abgeschlagene Kopfdiese Worte laut rief, eilte e<strong>in</strong>er der Mörder h<strong>in</strong>ab zum Dorfe<strong>und</strong> holte e<strong>in</strong>en Priester. Der Geistliche aber wagt nicht eherzu dem Kopfe heranzutreten, bis dieser wieder zu se<strong>in</strong>em Körperzurückgetragen ist. Darauf spricht der Priester zu ihm: „Ichw<strong>und</strong>ere mich über das, was ich an dir sehe." Da spricht dieser: „Alsich noch lebte, hörte ich, daß jeder, der am Donnerstage oder amSonnabende zu Ehren der seligen Jungfrau Maria fastet, ohneallen Zweifel vor se<strong>in</strong>em Tode e<strong>in</strong>e aufrichtige Beicht ablegenmüsse. Und obschon ich e<strong>in</strong> Sünder war, hab ich das doch derseligen Jungfrau zu Ehren getan. Etwas anderes habe ich nicht getan,woran ich mich sonst noch er<strong>in</strong>nern könnte." Mit diesenWorten starb er <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g zu Christus <strong>in</strong> die ewige Seligkeit e<strong>in</strong>.197.Von dem Verdienste demütiger Nächstenliebe.E<strong>in</strong> heiligmäßiger E<strong>in</strong>siedler, der <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>öde vierzig Jahrelang e<strong>in</strong> heiliges Leben geführt hatte, bat e<strong>in</strong>st den Herrn, daßKlapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>. 14

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