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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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117Sorge bedrückt war, daß er aus se<strong>in</strong>er bischöflichen Stellung entferntwerden solle, begab er sich zu e<strong>in</strong>em Juden, der <strong>in</strong> dieserH<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>en besonderen Euf hatte, <strong>und</strong> bat ihn, er möge ihmbehilflich se<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e frühere Stellung wiederzuerlangen. Der Judeverspricht ihm se<strong>in</strong>e Hilfe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Anliegen. Und er bestimmtihm Ort <strong>und</strong> Zeit, um mit ihm zusammenzutreffen, <strong>und</strong> der Teufelkommt mit <strong>und</strong> verspricht, ihm Würde <strong>und</strong> Ansehen wiederzuverschaffen,wenn er schwört, ihm dienen zu wollen. Theophiluswilligt e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> der Teufel verlangt, er solle dem Glauben Christi<strong>und</strong> der seligen Jungfrau Maria abschwören. Theophilus tut das,<strong>und</strong> der Teufel läßt sich von ihm Brief <strong>und</strong> Siegel geben <strong>und</strong>gibt auch ihm <strong>in</strong> gleicher Weise se<strong>in</strong>e Zusicherung; den Vertrag<strong>des</strong> Theophilus aber trägt der Teufel h<strong>in</strong>ab zu Lucifer <strong>in</strong> dieHölle. So trennen sie sich. Und alsbald beg<strong>in</strong>nt der Teufel denBischof jenes Ortes derart <strong>in</strong> der Nacht zu plagen, daß er denTheophilus <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>e früheren Würden <strong>und</strong> Besitzungen wiedere<strong>in</strong>setzen läßt. So lebte dieser nun <strong>in</strong> Freude <strong>und</strong> Lust langeZeit h<strong>in</strong>durch. Doch mit der Zeit beg<strong>in</strong>nt sich se<strong>in</strong> Gewissen zuregen, <strong>und</strong> er begibt sich vor den Altar, auf dem e<strong>in</strong> Bild derseligen Jungfrau Maria steht, <strong>und</strong> dort fastet er vierzig Tage beiWasser <strong>und</strong> Brot <strong>und</strong> ist entschlossen, nicht eher von dort wegzugehen,als bis er erlangt, was er begehrt. Am vierzigsten Tageendlich ersche<strong>in</strong>t ihm die Himmelskönig<strong>in</strong> <strong>und</strong> verspricht ihmse<strong>in</strong>e Errettung. Doch er hört nicht auf zu we<strong>in</strong>en, bis ihm derTeufel den eigenhändig geschriebenen Vertrag zurückbr<strong>in</strong>gt. Sobewies Maria allen <strong>in</strong> ihrer Milde, daß niemand an ihrer Barmherzigkeitverzweifeln dürfe.108.Von e<strong>in</strong>em Eheweibe <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Ehebrecher<strong>in</strong>.E<strong>in</strong> ehrbares Eheweib wurde e<strong>in</strong>st wegen e<strong>in</strong>er Dirne vonihrem Gatten verlassen. Da wandte sie sich an die selige JungfrauMaria <strong>und</strong> erwies ihr viele Dienste, um von ihr wegen derSchande, die ihr widerfahren war, gerächt zu werden. Die Dirneaber flehte ebenfalls zu Maria um e<strong>in</strong> seliges Ende. Maria erschiendaher dem Eheweibe <strong>und</strong> offenbarte ihr, zur Zeit könnesie sie nicht rächen, da jenes unselige Weib sie ebenfalls eifrig

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