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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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66Das Mädchen aber rief den Schutz unserer himmlischen Herr<strong>in</strong>an. Da fragte sie der Ritter wie zufällig, wie sie heiße, <strong>und</strong> sieantwortete: Maria. Der Ritter erschrak, <strong>und</strong> aus Ehrfurcht vorder Jungfrau Maria führte er das Mädchen wieder zurück. Dieselige Jungfrau aber erschien ihm <strong>und</strong> dankte ihm, daß er vorihr solche Ehrfurcht gehabt habe, bestimmte ihn zu dem Entschlüsse,von nun an re<strong>in</strong> leben zu wollen, <strong>und</strong> bewirkte, daß erzu hohen Würden gelangte.52.Von e<strong>in</strong>em Mönche, der Maria malte, <strong>und</strong> den Teufel.E<strong>in</strong> Maler malte aus besonderer Verehrung das Bild derseligen Jungfrau so herrlich, als er es nur vermochte, den Teufelaber so häßlich, als er konnte. Als er e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> großer Höhe aufdem Gerüste stand <strong>und</strong> die selige Jungfrau <strong>in</strong> aller Pracht malte,erschien der Teufel an se<strong>in</strong>er Seite <strong>und</strong> stellte ihn zur Rede <strong>und</strong>befahl ihm, er solle ihn nicht mehr derartig verhöhnen. DerMaler jedoch weigerte sich. Da riß der Teufel das Gerüst, aufdem er hoch oben stand, um, denn er wollte, daß der Maler herabstürzte<strong>und</strong> zerschmetterte. Dieser aber rief <strong>in</strong> jenem Augenblickeunsere himmlische Herr<strong>in</strong> an, <strong>und</strong> das Bild, das er gemalt hatte,streckte se<strong>in</strong>e Hand aus <strong>und</strong> hielt ihn so lange, bis man Leiterngebracht hatte <strong>und</strong> er unverletzt herabsteigen konnte. So wirdder (Gerechte, wenn er fällt, ke<strong>in</strong>en Schaden erleiden, weil derHerr se<strong>in</strong>eHände unterhält.53.Von dem himmlischen Reigen <strong>und</strong> dem Kranze der Jungfrauen.E<strong>in</strong>st lebten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster drei Schwestern, die sich besonderszugetan waren; zwei von ihnen waren Jungfrauen, diedritte e<strong>in</strong>e Witwe. Sie strebten geme<strong>in</strong>sam danach, der seligenJungfrau Maria mit größter Frömmigkeit zu dienen. Es starbaber die e<strong>in</strong>e der Jungfrauen, <strong>und</strong> kurz darauf lag auch dieWitwe im Sterben. Da bat die überlebende Jungfrau die Witwe,sie möchte nach ihrem Tode wiederkommen <strong>und</strong> ihr offenbaren,welchen Lohn die zuerst gestorbene Jungfrau erhalten habe. Unddie Sterbende versprach es ihr, sofern es der Wille Gottes wäre,<strong>und</strong> so verschied sie. Es verg<strong>in</strong>gen dreißig Tage; <strong>und</strong> die über-

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