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Planung Vernetzter Biotopsysteme Bereich Landkreis Südwestpfalz ...

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94 Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden<br />

Zwergstrauchheiden:<br />

Für den Geißklee-Bläuling, der in der Regel in kleinen geschlossenen Populationen in hoher Dichte<br />

vorkommt, ermittelt THOMAS (1985) Minimalflächen von 0,5 ha (mit optimalen Lebensraumstrukturen).<br />

Um Lebensraumveränderungen zuungunsten des Falters kompensieren zu können, sind<br />

jedoch größere Heide-Biotopkomplexe - THOMAS gibt Bestände von 25 ha an - notwendig, um<br />

langfristig eine Population zu erhalten.<br />

In einer Population des Geißklee-Bläulings können geeignete Biotope bis zu einer Entfernung von etwa<br />

1 km besiedelt werden; in der Regel werden Individuen der Art aber kaum weiter als 400-600 m vom<br />

Populationszentrum entfernt angetroffen (vgl. THOMAS & HARRISON 1992). Biotope, die zur<br />

Besiedlung geeignet erscheinen, aber von der Art nicht genutzt werden, liegen "wenige Kilometer" (über<br />

1-2 km; vgl. Abb. 2 in THOMAS & HARRISON 1992) von der Peripherie eines Raumes entfernt, der<br />

von etablierten Teilpopulationen besiedelt wird. (Erfolgreiche) Einbürgerungen in solch geeignet<br />

erscheinenden Biotopen zeigen, daß eine natürliche Besiedlung über größere Distanzen nicht möglich<br />

war. Somit ist unter den isolierenden Bedingungen einer modernen Agrarwirtschaft eine Etablierung<br />

neuer bzw. ein Austausch zwischen Populationen verschiedener Metapopulationen nicht möglich. In<br />

kleinen Biotopen sterben die Teilpopulationen eher aus als in großen (vgl. THOMAS & HARRISON<br />

1992).<br />

Für Schlingnatter und Zauneidechse, die oft denselben Biotop besiedeln, nimmt GLANDT (1979) eine<br />

Mindestfläche von 4 ha an, die garantiert, daß beide Arten auf Dauer ausreichende Lebensbedingungen<br />

für eine reproduktionsfähige Population vorfinden 270 . Angesichts der Habitatansprüche dürfte es<br />

genügen, wenn innerhalb von Landschaftsausschnitten mehrere, auch kleinere Zwergstrauchheiden durch<br />

trocken-warme, lineare Strukturen untereinander vernetzt sind 271 .<br />

Ein Revier der Heidelerche umfaßt mindestens 2-3 ha. Geeignete Biotopflächen müssen aber in der<br />

Regel eine Mindestgröße von 10 ha haben, um von der Heidelerche dauerhaft besiedelt werden zu<br />

können (GLUTZ von BLOTZHEIM & BAUER 1985, MULLER 1997); Nist- und Nahrungshabitat<br />

dürfen dabei maximal 200 m voneinander entfernt liegen. Wie die vielfache Aufgabe von Brutplätzen in<br />

weniger ausgedehnten Zwergstrauchheiden- und Magerrasenresten zeigt (GLUTZ von BLOTZHEIM &<br />

BAUER 1985), reichen wohl mehrere kleinflächige Zwergstrauchheiden innerhalb eines Landschaftsraumes<br />

nicht aus, um den Fortbestand einer Population der Heidelerche langfristig zu sichern.<br />

Zusammenfassende Bewertung<br />

Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie<br />

abhängig von<br />

� vegetationsfreien trockenen Substraten<br />

� der Ausbildung größerer Sandginster- und Besenginsterheiden<br />

� einer Verzahnung beider Strukturelemente<br />

� einer Verzahnung von Borstgrasrasen mit Magerweiden<br />

und Magerwiesen bzw. Zwergstrauchheiden<br />

zu größeren Extensivgrünlandflächen<br />

270<br />

Die Schlingnatter hat in einem optimal strukturierten Biotop eine Reviergröße von 600-3.450 m²/Individuum; auf einer<br />

Gesamtfläche von 23 ha lebte eine Population von 17 Individuen (ZIMMERMANN 1988). Der Aktionsradius einer<br />

Schlingnatter reicht maximal 200 m weit. Die Kernfläche einer Schlingnatter-Population (mit dem Nachweis juveniler Tiere) war<br />

ca. 4 ha groß. Teilpopulationen waren - durch lineare Strukturen miteinander verbunden - maximal 100-300 m voneinander<br />

entfernt (ZIMMERMANN 1988). GLANDT (1979) und HOUSE & SPELLERBERG (1983) konnten bei der Zauneidechse hohe<br />

Populationsdichten in Biotopen ab 1 ha Flächengröße feststellen. HAHN-SIRY (in BITZ et al. 1996) zitiert eine Literaturquelle,<br />

wonach die minimale Fläche des home-ranges eines Zauneidechsenweibchens bei 110 m² und die des Männchens bei ca. 120 m²<br />

liegt.<br />

271<br />

Zauneidechsen werden als standorttreu angesehen. In optimalen Biotopen beträgt die Dispersion, über einige Jahre gerechnet,<br />

kaum mehr als 500 m. Treffen Zauneidechsen bei der Ausbreitung auf suboptimale Biotope, können diese erheblich schneller<br />

durchwandert werden. An einer Bahnlinie durch Waldgebiete erreichte die Ausbreitungsgeschwindigkeit 2 bis 4 km pro Jahr<br />

(HARTUNG & KOCH 1988).

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